Budapest und Wien. Technischer Fortschritt und urbaner Aufschwung im 19. Jahrhundert - Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs 9. - Beiträge zur Stadtgeschichte 7. (Budapest - Wien, 2003)
Zsuzsa Frisnyák: Verkehrslinien und räumliche Struktur Budapests
109 Zsuzsa Frisnyák Verkehrslinien und räumliche Struktur Budapests Die politische Grundlage der Modernisierung (Verkehrsinvestitionen, Stadtregulierungen) wurde durch den Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn und die Vereinigung von Pest, Ofen und Óbuda (1873) geschaffen. Der Stadtregulierungsplan, genehmigt vom Rat für Öffentliche Arbeiten der Hauptstadt im Jahre 1872, begründete den ringförmig-radialen Aufbau der Hauptstadt.1 Für den raschen Transport des Großstadtbewohners (und nicht für den Fußgängerverkehr) schien ein Straßennetz am besten geeignet, das die Stadtteile durch Ringstraßen erschließen und die Stadtgrenzen durch Radialstraßen erreichen würde. Die sich formierende neue Straßenstruktur Budapests gibt bereits dem Fährverkehr den Vorrang. Es ist kein Zufall, dass die Ringstraßen und auf die sich daraus öffnenden, von der Donaulinie wegführenden, breiten Straßen (Andrässystraße, Kerepesistraße, Üllöistraße) den Massenverkehr übernahmen.1 2 In der Zeit nach der Stadtvereinigung - also als Ergebnis bewusster Stadtentwicklung - entstand jene ringförmig-radiale Stadtstruktur, die das Budapester Leben bis heute durchdringt. Die modernen Straßen der Stadt, die ihre Wichtigkeit noch heute bewahren, die Andrässystraße und die Ringstrasse, entstanden. Die Verkehrs Verbindungen zwischen den beiden großen Bahnhöfen der Pester Seite sind auch vorzüglich: Der Westbahnhof steht direkt am Ring, und der Ostbahnhof bildet den Ausgangspunkt der wichtigen Verkehrsachse, die entlang der Räköczistraße, der erweiterten Kossuth-Lajos-Straße und der Elisabethbrücke nach Buda am rechten Ufer der Donau führt und sich dort in mehrere Richtungen verzweigt.3 Aufgrund der Verbindung zwischen den Wirtschaftszonen der Stadt und den Transportstrukturen entstanden sich spezialisierende Mikrobereiche. Von diesen 1 Die finanzielle Basis der Gestaltung der Hauptstadt ist durch das Gesetz X/1870 begründet. Ziel des Gesetzes ist es, die Position der Hauptstadt am Wasserweg (Regulierung der Donau, neue Kaie, Häfen, Lagerhäuser) zu stärken, die Verkehrsverbindung zwischen Pest und Ofen (Bau neuer Donaubrücken nach dem Loskauf der Kettenbrücke) auszuweiten. Die Aufgabe des Baus neuer Hauptstraßen mit der „nötigen Breite” ist nur allgemein bestimmt. 2 Straßenbahnen durften nur in den Straßen angelegt werden, die breiter als 15 Meter waren. 3 Die Bahnhöfe sind hervorgehobene Verkehrszielpunkte: Sogar die Tarife der Lohnkutschen verteuern sich, wenn ein Bahnhof Endpunkt der Fahrt ist.