Ungarn auf Landkarten – Ausstellungsführer
Prof. Dr. István Klinghammer: Die Karten des Karpatenbeckens - ein historischer Überblick der ungarischen Kartographie von den Anfangen bis heute
königlichen und einen selbständigen siebenbürgischen Teil) und die das christliche Europa bedrohende Türkenexpansion lebhaftes Interesse am ungarischen Kriegsschauplatz in Westeuropa hervor. Der dadurch geweckten Aufmerksamkeit verdanken wir die Herausgabe des ersten ungarischen Landkartenmanuskriptes. Diese erste ungarische Karte ist ein um 1514 geschaffenes Werk Lázárs [? - ?]. Von diesem Lázár wissen wir sehr wenig, aus den Kartenaufschriften und der Korrespondenz von Zeitgenossen geht nur hervor, dass er Sekretär vom Esztergomer/Graner Erzbischof Tamás Bakócz [1442-1521] war und schon während des Dózsa-Bauernkrieges (1514) an seiner Karte arbeitete. Lázárs originale handgefertigte Landkarte bereitete der Wiener Mathematik- und Astronomieprofessor Georgius Tanstetter (Collimitius) [1482-1535] zum Druck vor, während die Herausgabekosten der Humanist und einstige Diplomat in Ofen Johannes Cuspinianus (Spisshaimer) [1473-1529] übernahm. Die Karte wurde 1528 vom in Ingolstadt tätigen Petrus Apianus (Bienewitz) [1495-1552] mit einem von ihm neu entwickelten Karten-Vervielfältigungsverfahren, der Stereotypie, gedruckt. Das einzige Exemplar der Landkarte wurde im 19. Jahrhundert gefunden und ist heute sorgsam gehüteter Schatz der Széchényi-Nationalbibliothek. Auf der holzgeschnittenen Karte im Maßstab von etwa 1 : 200 000 befinden sich etwa 1 300 Orts- und fast 50 sonstige geographische Namen. Lázárs Karte ist die Urquelle der ungarischen Kartographie, wurden doch fast zwei Jahrhunderte hindurch mittels vielfacher Weitergabe alle Karten über Ungarn auf ihrer Basis angefertigt. Der in Brassö/Kronstadt/Bra§ov geborene und dort später eine Schule und Druckerei gründende Johannes Honterus [1498-1549] sächsischer Herkunft (Gross) ließ 1532 in Basel seine Siebenbürgenkarte Chorographia Transylvanie in Holz schneiden, aber bereits in Kronstadt drucken, die ähnlich dem Lázárschen Werk bis in die Zeit nach den Türkenkriegen den späteren Karten als Quelle diente. Eine detailliertere Ungarnkarte als die Lázársche schuf 1556 der kaiserliche Hofarzt und Historiker Wolfgang Lazius [1514-1565], Auf ihr zählt er 22 ungarische kirchliche und weltliche Persönlichkeiten auf, „die mit ihrer Arbeit zur Verfertigung der Landkarte beigetragen haben“. Sie ist die erste Karte über Ungarn mit einer 6