Manfried Rauchensteiner: Waffentreue – Die 12. Isonzoschlacht 1917

Franz Felberbauer: Die 12. Isonzoschlacht: Der Operationsplan und seine Durchführung

Ungarns entschied der deutsche Chef des Generalstabes, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, vorerst die Lage am Isonzo durch Generalleutnant Krafft von Dellmensingen überprüfen zu lassen, der als vormaliger Kommandant des Deutschen Alpenkorps in Tirol und Rumänien über Erfahrung im Gebirgskrieg verfügte. Nach eingehenden Erkundungen an der Isonzofront erstattete Krafft am 8. September in Kreuznach Bericht und befürwortete grundsätzlich den österreichischen Plan, obwohl die Offensive „unter den obwaltenden Schwierigkeiten an der Grenze des Möglichen liege und ein höchst unsicheres Unternehmen darstelle“. Ludendorff sah nun doch ein, „dass zur Stützung Österreichs unbedingt etwas geschehen müsse“.15 Ein Ausscheiden Österreich-Ungams hätte Deutschland zusätzlich von seinen Verbündeten Bulgarien und Türkei abgeschnitten. Hindenburg stimmte daher trotz der eigenen prekären Lage in Flandern der von Österreich vorgeschlagenen gemeinsamen Offensive im oberen Isonzotal zu. Man kam unter dem Decknamen „Waffentreue“16 überein, unter dem nominellen Oberbefehl Kaiser Karls parallel zur Heeresgruppe Feldmarschall Conrad eine Heeresgruppe „Kommando der Südwestfront“ unter Erzherzog Eugen aufzustellen, dem die österreichische 10. Armee in Kärnten (Feldmarschall Krobatin), die Heeresgruppe Boroevic (1. und 2. Isonzoarmee) und eine neugebildete deutsche 14. Armee unterstellt werden sollten.17 Dem österreichischen Wunsch nach acht deutschen Divisionen (und zwei weiteren zur „Demonstration“ in Südtirol) konnte nicht entsprochen werden, weil eine englische Großoffensive in Flandern Deutschland schwer zusetzte.18 Bei den dann tatsächlich überstellten sechs Divisionen handelte es sich, wie Konrad Krafft von Dellmensingen schrieb ­um die brandenburgische 5. und die württembergische 6. Division sowie die aus Tmppen verschiedener deutscher Stämme zusammengesetzte 117. Division, welche in den Karpaten Gebirgserfahrung gesammelt hatte.19 Das divisionsstarke Deutsche Alpenkorps bestand aus preußischen, württembergischen und bayrischen Formationen und wurde wie die preußische 200. Infanteriedivision ausgewählt, weil beide teilweise mit Gebirgsausrüstung versehen waren. Die gebirgserfahrene Stammmannschaft des Alpenkorps war allerdings zum Großteil vor Verdun gefallen, das Korps hatte aber im Krafft, Konrad von Dellmensingen: Der Durchbruch am Isonzo I, Die Schlacht von Tóiméin und Flitsch (24. bis 27. Oktober 1917). Oldenburg-Berlin 1926 (Schlachten des Weltkrieges 12a), S. 18. 16 Eine Wortschöpfung Ludendorffs. Vgl. dazu: Ludendorff, Erich (Hrsg.): Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916-18. Berlin 4., durchges. Aufl. 1922, S. 424. 17 Waldstätten telegrafierte am 8. September nach Baden „Waffentreue gesichert“. 18 Die ebenfalls für die 14. Armee vorgesehene 195. Jäger Div und die 28. Inf Div wurden in der am 31. Juli 1917 einsetzenden englischen Flandemoffensive „verschlungen“, bevor sie herausgelöst werden konnten. 19 Krafft: Durchbruch am Isonzo I, S. 19 t 17

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