700 Jahre Schweiz

II. Von der Habsburg nach Österreich

nicht um eine laufende Verrechnung, sondern um eine Aufstellung darüber, womit der Burgherr von Rheinfelden rechnen konnte. In der Darstellung mischen sich Realismus mit fast impressionistisch anmutenden Motiven. Die wichtigsten Momente der Handlung werden „wahrheitsgetreu“, sozusagen einem einfachen Leben entsprechend vorgeführt. Der bäuerlich gekleidete Knecht treibt mit einem Ochsenziemer zwei Schweine - der Kopf des vorderen Tieres verbirgt sich hinter einer Felsklippe - zur Burg hinauf, deren rote Farbe den Sandstein kennzeichnen soll, aus dem oberrheinische Burgen gebaut wurden. Das Gebäude ist durch Zinnen, Ringmauer, Turm und Ziegeldach als Festung gekennzeichnet, ohne daß unbedingt ein genaues Abbild Rheinfeldens beabsichtigt ist. Die Lage hoch auf dem Berg wird durch braungetönte, wild gezackte Felsblöcke, die rechts den Bildrahmen sprengen, angedeutet, der dichte Wald setzt sich aus pointillistisch hingeworfenen grünen Farbtupfern zusammen. Daß Rheinfelden mitten im Strom liegt, also auf allen Seiten vom Wasser umspült wird und damit gegen jeden Feind verstärkt geschützt ist, geht hier völlig verloren. Seit König Rudolf I. gehörte die Feste Rheinfelden den Habsburgem. Die Ächtung Herzog Friedrichs IV. „mit der leeren Tasche“ von Österreich-Tirol durch König Sigmund auf dem Konstanzer Konzil zog den Verlust der Herrschaft bis zum Regierungsantritt König Friedrichs IV. nach sich. Zusammen mit einem am 4. Februar 1415 eingetragenen Zusatz erlaubt gerade die Verhängung der Reichsacht gegen den tirolischen Habsburger Ende März 1415 eine relativ exakte Datierung: Das Urbar führt Erträgnisse an, die durch die Bestrafung des Herzogs nicht mehr mit seiner (ehemaligen) Herrschaft zusammenhingen. Diese „Gütereinheit“ trifft nur für den Zeit­raum bis zur Aberkennung zu. Die sorgsam ausgeführte Reinschrift ohne korrigierende Veränderungen und die aufwendige malerische Ausstattung lassen die Überlegung zu, daß der Codex als Prachtausfertigung für den Burgherren gedacht war. Lit.: Urbar der Feste Rheinfelden. Handschrift im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien, hg. v. Dietrich Schwarz (Faksimile-Edition Zürich 1973) Th 21

Next

/
Thumbnails
Contents