Walter A. Schwarz: „Vergänglicher Glanz…“, Altösterreichs Orden
Einführung in die Geschichte der Orden und Ehrenzeichen
Kaiser Franz Joseph I. (*1830, 11916) von 1849 bis zum Beginn des I. Weltkrieges mit besonderem Stolz tragen. Für „Gemeine“ und Unteroffiziere war es nicht üblich, militärisch dekoriert zu werden, denn in den meisten Ländern wurden anfänglich, so überhaupt, nur Offiziere sichtbar ausgezeichnet. Flervorragende Taten in Krieg und Frieden von Unteroffizieren und Mannschaften wurden etwa durch persönliche Hervorhebung des Einzelnen vor der Truppe, durch finanzielle Zuwendungen sowie durch Beförderung, in seltenen Fällen auch mit der Beförderung zum Offizier, belohnt.18 Doch auch hier traten Änderungen ein. So stiftete etwa der Begründer der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten, General George Washington (*1732, +1799), am 7. August 1782 ein Militärehrenzeichen, das ,ßadge of Military Merit‘,19 In Österreich begann das Auszeichnungswesen um die Mitte des 16, Jahrhunderts mit der Verleihung von Gnadenpfennigen oder Gnadenmedaillen, die an Ketten oder Bändern getragen wurden, wobei hier der Sinn des Wortes „Gnade“ mit dem Terminus ,fluid“ zu erklären wäre. Diese Dekorationen sind als die Vorläufer aller späteren, auch militärischen Auszeichnungen zu verstehen. Zu den bekanntesten derartigen Medaillen zählen wohl die 1764 von Joseph II. (*1741, 11790) gestifteten Medaillen mit dem Wahlspruch „Virtute et Exemplo“. 1789 wurde von Kaiser Joseph II. die Ehrendenkmünze für Tapferkeit, ab 1809 allgemein Tapferkeitsmedaille genannt, für nicht dem Offiziersstand angehörende Soldaten gestiftet. Kaiser Karl I. (*1887, +1922) machte diese Medaille 1917 als Tapferkeitsmedaille für Offiziere auch diesem Personenkreis zugänglich. Kaiser Franz II. (*1768, +1835) schuf 1801 das Geistliche Verdienstkreuz für Militärgeistliche, und das 1813 geschaffene und in den Jahren 1870, 1914 und 1939 jeweils erneuerte, ursprünglich preußische Eiserne Kreuz wurde eine für alle Dienstgrade erreichbare und auch an Frauen verliehene, jedoch nicht minder angesehene bedeutende militärische, zuletzt sogar zum Orden erhobene Auszeichnung. Ebenso stiftete die englische Königin Viktoria (*1837, +1901) am 29. Januar 1856 das Viktoria- Kreuz als außerordentlich hohe Auszeichnung für Tapferkeit. Auch dieses Kreuz ist allen Dienstgraden und sogar Frauen zugänglich. Damit war der Weg vom reinen „Orden“ - als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft - hin zur Auszeichnung für militärischen und sonstigen Verdienst beschritten worden. Anmerkung: Die nachfolgenden Beschreibungen stellen eine subjektive Zusammenstellung der dem Verfasser als für unbedingt notwendig erachteten Kenntnisse über die einzelnen Orden dar. Sie enthebt den geneigten und interessierten Besucher der Ausstellung und Leser dieses Kataloges nicht von der Lektüre der im Lite18 Vgl. Reichsbund ehemaliger Berufssoldaten (Hg.): Die Geschichte des deutschen Unteroffiziers (Berlin 1939), S. 819-865. Vgl. Schneider, Wolf: Das Buch vom Soldaten. Geschichte und Portrait einer umstrittenen Gestalt. (DüsseldorfAVien 1964), S. 275-284. 14