Walter A. Schwarz: „Vergänglicher Glanz…“, Altösterreichs Orden

Einführung in die Geschichte der Orden und Ehrenzeichen

Die Entwicklung hin zum allgemein monarchisch-staatlichen Auszeichnungswe­sen begann im Großen und Ganzen Mitte des 17. Jahrhunderts, führte durch das 18., erreichte einen ersten Höhepunkt vor und im Verlaufe der Kriege des 19. und mün­dete in den „inflationären“ Erscheinungsbildern des 20. Jahrhunderts. Diese Tapferkeits-, Verdienst-, Dienst- und Erinnerungsauszeichnungen prägen bis heute das nationale und internationale System nicht nur militärischer Dekorationen. Wurden tapfere Taten einstmals in der Regel durch die Zuwendung von materiel­len Gütern, wie etwa Landbesitz oder durch Beförderung belohnt, trat nun eine weniger vergängliche, allerdings dem Regenten oder dem Staat auch nicht allzu teuer kommende Form des Lobes in den Vordergrund. Oft war jedoch auch mit dieser Dekoration ein ,£hrensold“, eine finanzielle Zulage, in besonderen Fällen überdies eine Beförderung oder gar Standeserhöhung verbunden. In Frankreich war es der 1693 für militärische Tapferkeit gestiftete Orden des Heiligen Ludwig, der höchstes Ansehen genoss. Nach der französischen Revolution erwies sich jedoch der Traum der Jakobiner von einem ordenslosen Heer als irreal. Da es den Orden der Ehrenlegion noch nicht gab, ließ General Napoleon Bonaparte (*1769, T1821) im Jahre 1797 in Italien auf eigene Verantwortung hundert Ehren­säbel mit goldenen Griffen anfertigen. Diejenigen Soldaten, die glaubten sich aus­gezeichnet zu haben, sollten selbst um solch einen Säbel, dessen Besitz zusätzlich mit doppeltem Sold verbunden war, einkommen (in den älteren Jahrgängen der österreichischen Militär-Schematismen wurden noch um die Sechzigerjahre des 19. Jahrhunderts neben den Auszeichnungen der Offiziere auch deren ausländische Ehrensäbel angeführt).17 Eine ganz ähnliche Regelung, sich um eine Auszeichnung selbst bewerben zu müssen, treffen wir übrigens auch beim österreichischen Militär- Maria Theresien-Orden an. Bedingt durch die Folgen der Revolution, die alle alten Orden abgeschafft hatte, sollte es bis 1802 dauern, in dem auf Vorschlag Bonapartes der neue Orden der Ehrenlegion gestiftet wurde. Dieser ist bis dato die für einen Franzosen, gleich ob Zivilist oder Militär, wohl begehrteste nationale Auszeichnung geblieben. Der preußische Schwarze Adler-Orden vom Jahre 1701 etwa, wie auch der 1757 gestiftete Militär-Maria Theresien-Orden oder der 1797 gestiftete und 1806 erneu­erte bayrische Militär-Max Joseph-Orden brachten dem Beliehenen überdies die Nobilitierung, die Erhebung in den Adelsstand. 1740 schuf Friedrich II. (*1712, fl786) den begehrten Militärverdienstorden pour le mérite, den ,ßlauen Max“, die höchste und bekannteste deutsche Tapfer­keitsauszeichnung des I. Weltkrieges, und die russische Zarin Katharina II. (*1729, 11796) gründete 1769 ihren St. Georgs-Militärorden. Dieses Kreuz sollte übrigens Vgl. Mi li tärschemati smus des österreichischen Kaiserthumes (Wien 1859), S. 56. Bei FML Wilhelm Frh. v. Lebzeltern findet sich die Angabe „besitzt einen osmanischen Eh­rensäbel“. 13

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