Walter A. Schwarz: „Vergänglicher Glanz…“, Altösterreichs Orden
Einführung in die Geschichte der Orden und Ehrenzeichen
hohen Adel und die Ritterschaft an sich zu binden. Neben diesen machtpolitischen Aspekt trat nun auch die Möglichkeit in den Vordergrund, Ordenszeichen als brauchbares Instrument für die Belohnung von Verdiensten zu benutzen und im Staats- und Hofdienst sowie für außerordentliches militärisches Verhalten verleihen zu können. Zu den ältesten und berühmtesten dieser Fürstenorden zählen der 1219 gestiftete dänische Danebrog-Orden, der aus dem Jahre 1260 oder 1285 stammende schwedische Seraphinen-Orden, der um 1325 gestiftete russische Orden des weißen Adlers, der 135010 geschaffene englische Hosenband-Orden und der 1429 gestiftete burgun- dische Orden vom Goldenen Vlies (Vließ/Vliess).11 In der Zeit des Barock kam es zur Stiftung reiner Verdienstorden. Diese wichen von den bisher genannten fast gänzlich ab und waren für die Belohnung militärischer und ziviler Meriten gedacht.12 Zu den bekanntesten und begehrtesten europäischen Militär- und Zivilorden zählten wohl der 1740 gestiftete preußische Orden pour le mérite,13 der 1757 von Maria Theresia (*1717, 11780) gestiftete Militär- Maria Theresien-Orden14 und der ebenfalls von ihr 1764 gestiftete höchste „zivile“ Orden der Doppelmonarchie, der königlich-ungarische St. Stephan-Orden.15 Die meisten der weltlichen Orden gliederten oder gliedern sich auch heute in drei Klassen: Großkreuze, Kommandeure und Kleinkreuze bzw. Ritter. Einzelne Orden, wie etwa der 1802 geschaffene Orden der französischen Ehrenlegion oder der 1849 gestiftete kaiserlich-österreichische Franz Joseph-Orden, bestehen oder bestanden aus bis zu fünf Stufen. Anzumerken ist, dass auch republikanische Auszeichnungen sich an diesen althergebrachten Usancen orientieren.16 10 Über das tatsächliche Datum der Stiftung existieren verschiedene Angaben. Vgl. dazu Haydn, Joseph: The Book of Dignities (London 18943), S. 732 f. 11 Vgl. Ackermann, Gustaph Adolf: Ordensbuch sämtlicher in Europa blühender und erloschener Orden und Ehrenzeichen, Reprint der Originalausgabe von 1855, XIII, sowie Gritzner, Maximilian: Handbuch der Ritter- und Verdienstorden aller Kulturstaaten der Welt innerhalb des XIX. Jahrhunderts (Leipzig 1893). 12 Vgl. B arock-B lü tezei t der europäischen Ri 11erorden . Katalog zur gleichnamigen Ausstellung des Landes Niederösterreich und der ÖGO auf der Schallaburg vom 29. April bis 29. Oktober 2000. 13 Ebenda,Schwarz, Walter A.: Der „Pour le mérite“. Ein barocker Ritteroden - Zur Entstehung seines Mythos im 20. Jahrhundert, S. 81-92. 14 Vgl. Ludwigstorff, Georg: Der Militär-Maria Theresien-Orden. In: Johann Stolzer/Steeb, Christian (Hg. im Auftrag der ÖGO): Österreichs Orden vom Mittelalter bis zur Gegenwart (Graz 1996), S. 90-113, im folg. zit. als Stolzer/Steeb: Orden; sowie Lud wigstorff, Georg /Schwarz, Walter A./Stolzer, Johann: Fortitudini. Der Tapferkeit. Der Militär-Maria Theresien-Orden und die Tapferkeitsmedaille (Deutsch-Wagram 1996). 15 Vgl. Pandula, Attila: Der Königlich Ungarische St. Stephans-Orden. In: Stolzer/Steeb: Orden, S. 114-134. 16 Vgl. Schwarz, Walter A./T a 11 e r s a 11, Kerry R. J.: Hab' die Ehre... 50 Jahre Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 1952-2002. Katalog zur Ausstellung der Münze Österreich und der ÖGO 2002/2003. 12