Österreich und das Heilige Römische Reich

KATALOGTEIL - I. Kaiser, Könige und Landesfürsten

und Wappenmalern. Die am unteren Rand angebrachte Signatur A.S. (=A. Schöffel) kann folgerichtig nur auf den Künstler für diese eine Seite bezogen werden. Auf Blatt 2 beginnt der Text der Urkundenabschrift, der offensichtlich zuerst geschrieben wurde; erst dann wurde der Rand mit Deckweiß eingefärbt und darauf die von Putten getragene Ranke mit den Figuren einiger Babenberger und Flabsburger aufgetragen. Es sind dies Markgraf Leopold III., Herzog Heinrich Jasomirgott, Rudolf von Habsburg, Albrecht L, Albrecht II. (V.), Ladislaus Postumus, Friedrich III., Maximilian I., Philipp der Schöne, Karl (mit dem Wappen Österreich-Burgunds), Ferdinand (mit dem Wappen Aragons). Die Auswahl der Personen bzw. die Verwendung von Porträts überhaupt geht aus den Urkunden nicht zwingend hervor. Auch die durch die Miniatur auf Blatt 1 vermittelte Idee geht teilweise über den im Anschluss folgenden Text hinaus und kann nur im Kreis der Hofkünstler Maximilians entstanden sein. Die Verbindung der Tiroler Landschaft mit dem alt-österreichischen Bindenschild gehört ebenso in des Kaisers Programm, wie der Wortlaut der Schriftbänder um das Wappen. Der oberhalb wiedergegebene Text „Austria cor et clypeus Sacri Romani Imperii“ (Österreich als Herz und Schild des Reiches) gibt den Wortlaut des Privilegium maius wieder; ebenso entspricht der Herzogshut in Verbindung mit Zackenkrone und Bügel der dort geforderten Insignie. Anders ist es mit dem Text des unteren Schriftbandes „Archidux Austriae Romani Imperii supremus venator“. Das Maius verlangt weder generell den Terminus Erzherzog, noch kommt die Funktion des Reichs-Jägermeisters vor. Beide Würden sind von Rudolf IV. jedoch als Teil seines großen Titels im Rahmen feierlicher Urkundenausfertigungen im Jahr 1360 verwendet worden. Aus technischer Sicht, ist die Ausführung der beiden Miniaturen durch zwei ver­schiedene Künstler durchaus möglich, da die Jagdszene als einziges Werk auf dem sonst völlig frei gebliebenen Umschlagblatt gemalt ist. Die Verbindung dieses äußeren Bogens mit den drei übrigen Bögen und damit mit der zweiten Miniatur er­folgte erst mit dem Durchziehen der Seidenschnur und der Anbringung des Siegels. Schon Rudolf der Stifter hatte bei seiner Fälschung von 1358/59 die Tendenz befolgt, nicht nur den Landesfürsten, sondern auch sein Herrschaftsgebiet, das heißt das Land Österreich zu betonen. Im gleichen Sinn ist auch die Absicht Maximilians zu sehen, der 1512 durch Hinweise auf die historische Verknüpfung der einzelnen Teile seiner Erbländer (Tirol war erst 1490 direkt an ihn gekommen) deren Zusammengehörigkeit betonen wollte. Die Verwendung des Allianzwappens Österreich-Burgund bei Philipp dem Schönen und Karl (V.) weist auf einen anderen politischen Plan Maximilians hin. Jedenfalls gehört die Urkunde von 1512 in sein umfangreiches Programm, seinen Ländern eine hervorgehobene Stellung innerhalb des Reiches zu verschaffen. ES 39

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