Österreich und das Heilige Römische Reich
KATALOGTEIL - I. Kaiser, Könige und Landesfürsten
umgearbeitet; so wurden die Königskrone zu einer kaiserlichen Mitrenkrone und der einköpfige Adler zum seit Sigismund gebräuchlichen Doppeladler umgeschnitten. TJ 1/11 Beglaubigung einiger Urkunden aus dem Komplex des Privilegium maius 1512 Dezember 19 Signatur: HHStA, Allgemeine Urkundenreihe 1512 XII 19 Pergamentlibell, 8 Folien mit rot-weißer Seidenschnur verbunden, Rats-Siegel der Stadt Wien Dem ersten Anschein nach präsentiert sich das wohl von Maximilian I. selbst angeregte Stück als eine durch Richter und Rat der Stadt Wien beglaubigte Abschrift aus einem alten Codex in Form eines Libells. Der Text zitiert die Urkunden von 1058, 1228 und 1245 aus dem Komplex des Privilegium maius, das Rudolf IV. Kaiser Karl IV. vorgelegt hatte (vgl. Kat. 1/8). Das eigentliche Privilegium maius scheint wie bei Friedrich III. wieder nur als Insert der Urkunde von 1245 auf. Die beiden Miniaturen auf fol. lv und 2r sind vielfach abgebildet und in historischen wie kunsthistorischen Werken behandelt worden. Bei näherer Überlegung bietet das Libell jedoch etliche Überraschungen, die in der bisherigen Literatur nicht erwähnt wurden. Eine genaue Analyse der beiden Bilder lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Darstellungen auf zwei völlig verschiedenen Maltraditionen beruhen. Die recht auffällige Kombination der Jagdszene als Hintergrund für den österreichischen Bindenschild steht den von Jörg Kölderer für Maximilian gemalten Tiroler Fisch- und Jagdbüchern nahe und kommt auch in zwei Porträts des Kaisers von Bernhard Strigel im Fensterausblick vor. In all diesen Werken sind bei aller Realistik im Einzelnen die Proportionen von Mensch und Tier gegenüber der Landschaft nicht richtig erfasst, bzw. bewusst außer Acht gelassen. Auch muss im Landschaftsbild der Urkunde auffallen, dass es keinen natürlichen Lichteinfall gibt und dass kein Objekt einen Schatten wirft. Gerade dieser letzte Punkt ist bemerkenswert, denn die in einer Blumenranke untergebrachte Porträtgalerie auf fol. 2 arbeitet gekonnt mit allen denkbaren Effekten von Schattenbildung. Jede Blumenranke, jede der Halbfiguren, jedes Detail, wirft einen deutlichen Schatten auf den Untergrund, um so die Illusion der Wirklichkeit zu erzeugen. Diese Miniatur lässt sich mit den Bildern in der Handregistratur Friedrichs III. (vgl. Kat. 1/12) durchaus vergleichen und steht in der Tradition der von Matthias Corvinus in Buda geschaffenen Werkstatt von Buch38