Österreich und das Heilige Römische Reich
KATALOGTEIL - I. Kaiser, Könige und Landesfürsten
1/10 Bestätigung der so genannten Österreichischen Freiheitsbriefe durch Kaiser Friedrich III. Wien, 1453 Jänner 6 Signatur: HHStA, Allgemeine Urkundenreihe 1453 I 6 Pergament, Goldbulle an grau schimmernder Seidenschnur Knappe hundert Jahre nachdem Herzog Rudolf IV. versucht hatte, sich durch Fälschungen ein Vorrecht seiner Familie vor den anderen im Reich zu sichern, sah Kaiser Friedrich III. die Zeit gekommen, das Werk seines Vorfahren zu vollenden. Friedrich war vom Herzog der Steiermark zum römischen König und durch die Krönung in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aufgestiegen. Friedrich zeichnete sich durch hochfliegende Pläne einer imperialen Sonderstellung des „Hauses Österreich“ aus und wusste diese Pläne auch umzusetzen, ganz im Gegensatz zur bis heute tradierten, aber mittlerweile überholten These, dass er ein untätiger Kaiser gewesen sei. Bereits 1442 hatte Friedrich auf Bitten seines Bruders Albrecht VI. mit einer goldfarbenen Bulle die auf den Fälschungen Rudolfs IV. beruhenden Privilegien des Hauses Habsburg allgemein ohne die Aufzählung jedes einzelnen bestätigt. 1453 allerdings, in seiner neuen Stellung als Kaiser und in Anwesenheit bedeutender Persönlichkeiten des Reiches wie Kardinal Nikolaus Cusanus, dem päpstlichen Nuntius Aeneas Silvius Piccolomini. Herzog Wilhelm von Sachsen, Markgraf Albrecht von Brandenburg, seinem Bruder Herzog Albrecht VI. sowie den Trägern der österreichischen Hofämter und kaiserlichen Räten, ließ Friedrich eine lateinische und eine deutsche Ausfertigung ausstellen, die konkret die Urkunden Caesars und Neros nannte, die im Diplom Kaiser Heinrichs IV. inseriert sind; weiters nahmen die Stücke Bezug auf das Diplom Heinrichs IV. selbst, auf Heinrich (VII.), Kaiser Friedrich II. und König Rudolf I. Völlig unerwartet ist allerdings, dass das „Privilegium maius“ nicht inseriert ist. Der Text wurde aber in der Bestätigung Kaiser Friedrichs II. übernommen, ging also nicht verloren. Ungeklärt ist allerdings bis heute, warum Friedrich auf den Text des Maius verzichtete. Friedrich III. nahm jedoch einige Änderungen an den Bestimmungen der Freiheitsbriefe vor. So sollte der Titel des Erzherzogs auf die steirische Linie der Habsburger beschränkt bleiben, also auf jenen Zweig der Familie, aus dem Friedrich selbst stammte. Nur wer die Steiermark, Kärnten und Krain beherrschte, sollte Erzherzog mit Vorrang vor anderen Fürsten sein. Friedrich schuf damit zwei Klassen von Habsburgern, wie Christiane Thomas richtig feststellte: Die steirischen Erzherzoge und die österreichischen Herzoge. An der Ausfertigung fällt vor allem das kaiserliche Monogramm auf, das im späten Mittelalter bei Herrscherurkunden kaum mehr im Gebrauch stand. Das Majestätssiegel Friedrichs ist sein übernommenes Königssiegel, der Stempel wurde 37