Österreich und das Heilige Römische Reich

INHALTSVERZEICHNIS - Karl Otmar von Aretin: Österreich und das Heilige Römische Reich deutscher Nation nach 1648

Forderungen des Reiches auf Rückgabe Straßburgs und einer Sicherung der Westgrenze wurden gar nicht erwähnt. Karl VI. weigerte sich, die Bedingungen des Friedens von Utrecht anzuerkennen und brach die Verhandlungen ab. Er hoffte mit Hilfe des Reiches, den Krieg fortsetzen zu können. Die durch die Reichsarmee verstärkte kaiserliche Armee war jedoch nicht in der Lage, das schwer angeschlagene Frankreich zu einem für Österreich günstigeren Frieden zu zwingen. In den Friedensschlüssen von Rastatt und Baden wurden jedoch Österreich und das Reich gezwungen, die Bedingungen von Utrecht zu akzeptieren. Die Spanier blieben aus Italien vertrieben. In der Vorstellung, dass die spanischen Niederlande nur von Spaniern regiert werden konnte, bildete Karl VI. aus spanischen Emigranten, die die Pyrenäenhalbinsel hatten verlassen müssen, einen spanischen Rat. Diesem unterstanden Mailand und Neapel. Mit den spanischen Niederlanden, dem Königreich Neapel und den Eroberungen in Ungarn hatte Österreich seine größte Ausdehnung erreicht. Österreich war unabhängig vom Reich zur europäischen Macht aufgestiegen. Allerdings trugen diese Erweiterungen auch den Keim neuer Konflikte in sich. Ebenso wie Karl VI. den Verlust Spaniens nur schwer verwand, ging es Philipp V. mit den italienischen Nebenländern. Dass Karl VI. sie von einem spanischen Rat regieren ließ, machte die Sache nicht einfacher, wurde doch auf diese Weise von Karl VI. bestätigt, dass es sich um spanische Länder handelte. Dazu kam, dass die Söhne Philipps V. aus seiner zweiten Ehe mit der ehrgeizigen Elisabeth Farnese, der Erbtochter von Parma und Piacenza, Erbrechte in Italien besaßen. Von Frankreich ging nach 1715 keine unmittelbare Bedrohung des Friedens aus. Am 1. September 1715 starb Ludwig XIV. Herzog Philipp von Orléans übernahm die Regentschaft für den minderjährigen Ludwig XV. Das Land war hoch verschuldet und völlig heruntergekommen. Nach dem die Ressourcen aller Beteiligten erschöpfenden spanischen Erbfolgekrieg ging es den europäischen Mächten nicht mehr um Krieg, sondern das Verhindern von Vorherrschaftsplänen über Europa. Sie taten nach diesem großen europäischen Krieg das, was sie hundert Jahre später nach den napoleonischen Kriegen und zweihundert Jahre später nach dem ersten Weltkrieg auch taten: Sie sicherten durch eine Kette internationaler Kongresse den Frieden. Bei diesen Bemühungen war Österreich der gleichberechtigte Partner der europäischen Mächte Frankreich, England und Holland. Es war eine eigenständige europäische Großmacht geworden. Die Bedrohung ging diesmal von Spanien und seinen Versuchen aus, in Italien wieder Fuß zu fassen. Während Prinz Eugen gegen die Türken bei Peterwardein 1716 und Temesvár 1717 glänzende Siege errang, griff Spanien 1717 unter dem Minister Kardinal Alberoni Sardinien und Sizilien mit dem Ziel an, das Königreich Neapel zu erobern. Militärisch hatten die Spanier leichtes Spiel. Aber die europäischen Mächte waren nicht gewillt, den Frieden durch ein ebenso leichtsinniges, wie dilettantisches Abenteuer gefährden zu lassen. Frankreich und England schlossen mit Österreich 16

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