Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 32. (Budapest, 2018)

György NÉMETH: Die Briefladen von Sámuel Bíró von Homoródszentmárton und Klára Dániel von Vargyas. Zwei Kabinettschränke mit besonderem Aufbau aus dem ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts

ist. “49 Wesselényis Tagebucheintrag zeigt, dass in der Hauptstadt Siebenbürgens trotz der „traurigen Welt“ ausgezeichnete deut­sche Tischler tätig waren, die man - auf­grund der konsequenten Wortwahl von Wesselényi - von den dort ansässigen sie- benbürgisch-sächsischen Handwerkern unterscheiden muss. Wenn die weiteren Forschungen untermauern würden, dass der Kabi­nettschrank aus der Sammlung des Bu- dapester Kunstgewerbemuseums und sein Pendant, also beide in Hermann­stadt angefertigt worden waren, würde sich der Kreis der Kunstgegenstände, die mit der Tätigkeit der sich entfalten­den Hermannstädter „Luxustischlerei“ am Anfang des 18. Jahrhunderts in Verbindung standen, erheblich erwei­tern, und man könnte die Tätigkeit der dortigen Ebenisten nach neuen Ge­sichtspunkten untersuchen. Mit meinen Kollegen plane ich ein neues Forschungsprojekt in Bezug auf diese Ka­binettschränke, meine jetzige Veröffentli­chung betrachte ich als den Auftakt dazu. Das Projekt kann mit der Frage begründet werden, wo ein wahrscheinlich süddeut­scher Meister so weit von seinem Möbel­zentrum entfernt diese besonderen Möbel­stücke für einen Sekler Adelsfamilie herge­stellt haben könnte. In Bezug auf den Her­stellungsort der Kabinettschränke weise ich zwar auf Hermannstadt und die dort tätigen Ebenisten hin, aber in der weiteren Forschung können Klausenburg und Kronstadt genauso in Betracht gezogen werden.50 ANMERKUNGEN 1 Das Möbelstück wurde auf der Karteikarte vom Hauptkurator der Möbelsammlung Ferenc Batári (1934—2005) als Kabinettschrank bestimmt. Herkunft: Ungarn, 1705, Anschaffung: Lagerstück ohne Inventarisierung. Breite: 100 cm; Tiefe: 56 cm; Höhe: (Kabinettschrank) 47 cm, (unterer Schrank:) 73 cm. Das Kunstobjekt wird im Archiv des Kunstgewerbemuseums mit der Bezeichnung Kabinettschrank (Tischschrank) geführt, Inv.-Nr. 95.243.1. 2 Ferenc Batári hat auf der Karteikarte das Möbelstück als Kabinettschrank festgelegt. János Herepei, der ehemalige Direktor des Sekler Nationalmuseums, nennt das Pendant in seinen Schriften eine „Brieflade“. (Siehe Anm. 9 und 12.) 3 Über dem einen der Wappen steht die weiße Aufschrift auf grünem Grund „Samuel Biro” (sic!). Über dem anderen Wappen gibt es keine Aufschrift. Im Mittelfeld des Wappens ist ein Vogel mit einem Pfeil in der Kehle zu sehen, der eher an einen Kranich als einen Schwan, das Wappentier der Familie Daniel, erinnert. Deshalb habe ich das Wappen in einer früheren Publikation irrtümlicherweise als das der Familie Augusztich identifiziert. In einer späteren Publikation erscheint es bereits richtig als Wappen der Familie Daniel. (Siehe Anm. 7.) 4 Laut Mária Zlinszkyné Sternegg (1927-2013) ist „die Anwendung von fünf-, sechs- oder mehreckigen Mustern als Teilungselementen ein Gedanke des Barocks. Dies ist ein Motiv, das im deutschen Sprachgebiet von den 1630er Jahren an bis zum Ende des 17. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle gespielt hat. ” - schrieb sie über die regelmäßig angewendeten geometrischen Verzierungen von Schranktischen (auch Ladentisch oder Kastentisch genannt) aus 48

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