Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 31. (Budapest, 2017)
Hilda HORVÁTH: Sechs Löffel und sechs Stühle. Die Kunstsammlung des Ehepaars Stéger-Urbán - und was davon geblieben ist
bestand — so viele Möbel eingelagert werden, dass die Schäden unvermeidlich gewesen seien. Das Museum wies die Vorwürfe zurück, da die Aufbewahrung unentgeltlich gewesen sei und die Schäden nicht vorsätzlich verursacht worden seien. In Bezug auf den Möbelverkauf gab es einen mehrmaligen Briefwechsel und einige Angebote. Zwischenzeitlich gab es für die sechs Armlehnstühle ein ernsthaftes Angebot von einem Universitätsprofessor in Höhe von 12.000 Forint. Stégers mussten wegen ihrer schlechten finanziellen Situation auch aus ihrem letzten Preis, 15.000 Forint, einen Nachlass geben. Das Museum wollte sein Vorverkaufsrecht geltend machen, im Juni 1957 meldete es dies dem Ministerium. Bereits am Ende des Monats wurden die Eigentümer der Stühle über den Verkauf benachrichtigt, der Verkaufspreis wurde ihnen überwiesen.58 Anfang August wurde eine Kommission einbestellt, die über die Rückgabe des italienischen Schrankes entschied. Anfang September wurde der geschützte Status des Schrankes (Nummer 3188/1951) aufgehoben, weil man annahm, dass er kein Original ist sondern erst im 20. Jahrhundert angefertigt wurde. Auch dazu wurde eine Genehmigung der Museumsdirektion des Kulturministeriums beantragt. Den Schrank hat Dr. György Stéger am 12. September 1957 in Empfang genommen, der geschützte Status wurde am 18. Oktober aufgehoben. In einem Brief vom 15. September 1957 bot György Stéger dem Museum einen schmiedeeisernen Tisch aus dem 18. Jahrhundert für 5.000 Forint zum Verkauf an. In der Anlage schickte er auch eine Fotoaufnahme über den Tisch, auf dem im Hintergrund (zwar etwas unklar) der Wandteppich „Gabael kommt zur Hochzeit von Tobias“ zu erkennen ist. Auch dieser Verkauf zog sich lange hin, Stéger fragte ein Jahr später, am 25. August 1958 nach dem Stand der Dinge.59 Der Eigentümer schrieb über den Tisch, dass er in den 1930er Jahren während einer Reise nach Paris erworben wurde und ein besonderes Exemplar der französischen Rokoko-Eisenkunst sei. Die Mitarbeiter des Museums hielten ihn jedoch für eine Kopie, und fanden den angebotenen Preis zu hoch, so schlug man ihn nicht zum Kauf vor und das Geschäft kam nicht zustande. Im Kunstgewerbemuseum sind daher aus der Stéger-Sammlung sechs Löffel und sechs Armlehnstühle erhalten. Zusammenfassung Die Sammlung des Ehepaares Stéger-Ur- bán zählt nicht zu den reichsten Privatsammlungen. Neben traditionellen Wertsachen der ungarischen Aristokratie bedeuteten die großbürgerlichen Sammlungen (mit der Herzog- oder Hatvany-Kol- lektion an der Spitze) zweifellos eine besondere Qualität und auch Quantität, in gewisser Hinsicht sogar ein Übergewicht. Die Bedeutsamkeit der ungarischen Kunstsammlungen zeigt jedoch, dass in der zweiten Linie zahlreiche mittlere Kollektionen standen, deren Eigentümer zwar nicht zur Wirtschaftselite zählten,60 jedoch über einen sicheren - meistens auf einem Wirtschaftszweig basierenden - finanziellen Hintergrund verfügten, der ihnen neben dem allgemeinen Wohlstand auch eine Kunstsammlung ermöglichte. Ihre Sammeltätigkeit beschränkte sich nicht auf den Ankauf von Kunstschätzen der Aristokratie und die verschiedenen Auktionen bürgerlicher Kollektionen und des Ernst-Museums, sondern sie kehrten auch von ihren Auslandsreisen regelmäßig mit Kunstgegenständen zurück. Bei mehreren hingen 146