Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 30. (Budapest, 2016)

Nadine FINSTERWALD: Gewirkte Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard. Eine Untersuchung der zwei Tapisserien aus dem Kunstgewerbemuseum in Budapest

rung im Oktober 1792 ersteigerte der Schreiner Schob aus Ferrette folgendes: „Les Stalles du choeur avec les « boisu- res » de chaque côté du maître autel « à prendre depuis les crédances » sont adjugés à Schôb de Ferrette pour 800 livres, tout comme les buffets de la sacristie, deux pièces de tapisserie, An dieser Stelle tauchen in den eingese­henen Dokumenten und der Sekundärlite­ratur zum ersten Mal Tapisserien auf, zwei an der Zahl, die offenbar in der Abtei im Jahr 1792 vorhanden waren. Da sie neben Chorgestühl und anderen Gegenständen aus der Kirche auftauchen, liegt die Ver­mutung nahe, dass es sich auch bei den zwei Tapisserien um solche mit religiösem Inhalt oder zumindest um Tapisserien, welche in der Kirche der Abtei unterge­bracht waren, handelt. Da auch von einer späteren Versteigerung eine detailgetreue Liste besteht, kann davon ausgegangen werden, dass die wichtigsten und kostbar­sten Stücke der Abtei erfasst und überlie­fert wurden. Dies führt zur Annahme, dass sich zu diesem Zeitpunkt keine weiteren großformatigen Tapisserien in der Abtei befunden haben. Aufgrund der geschilderten historischen Situation Ende des 18. Jahrhunderts gibt es eine Informationslücke ab diesem Zeit­punkt. Deshalb kann der Frage nach weite­ren möglichen Etappen nicht weiter nach­gegangen werden. Wesentlich ist jedoch, dass die beiden gewirkten Kunstobjekte in der Abtei Zirc in Ungarn wieder auftau­chen. Wann dies genau der Fall ist, ist un­gewiss, jedoch sollen die Tapisserien einer mündlichen Überlieferung zufolge in Wien in den 1830er Jahren durch den Abt Ferdi­nand Villax gekauft worden sein.14 In Zirc waren sie vermutlich bis ins Jahr 1961 vor­handen. Diese Jahreszahl ist im Inventar des Kunstgewerbemuseums in Budapest erfasst und kann als Eingangsdatum der beiden Tapisserien gelten. Im Mai 2013 gingen die Tapisserien wiederum für eine Dauerausstellung an die Abtei Zirc zurück. Frage nach weiteren Teilen der Folge Es stellt sich die Frage, ob noch weitere Ta­pisserien von Nicolas Delhis in Auftrag ge­geben worden sind oder ob zumindest Ta­pisserien aus derselben Werkstatt zum glei­chen Themenfeld existieren. Nebst den zwei Stücken, die im Besitz des Kunstge­werbemuseums in Budapest sind, scheinen weitere zwei aus dieser Zeit zu existieren. Eines soll sich in einer Privatsammlung be­finden, während ein weiteres zum Besitz des Musée d’Art et d’FIistoire in Saint-De- nis gehört.15 Diese Tapisserie mit dem Na­men „Vie de Saint Bernard: Le Retour de Louis VII de la Croisade“ wurde ebenfalls in Aubusson in der Werkstatt von Picon und Vallenet hergestellt und in das Jahr 1748 datiert.16 Auch die jüngere Literatur erwähnt diese vier Stücke als zusammenge­hörend.17 Obwohl alle drei Tapisserien un­gefähr aus der gleichen Zeit stammen und in derselben Manufaktur hergestellt wor­den sind, kann hierbei jedoch nicht von der gleichen Folge gesprochen werden, denn es lassen sich sowohl Unterschiede in der Bildaufteilung als auch in der Cartonvorla­ge sehen. Die Bordüre scheint zwar identisch zu sein, was aber nicht erstaunlich ist, da das gleiche Design der Bordüren vielfach ver­wendet worden sein kann18 und somit nicht als Argument dienen kann, dass es sich hierbei um die gleiche Folge handeln muss. Selbst das eingewirkte Wappen zeigt etwas anderes: ein Dromedar und einen gekleide­ten Bären. Unübersehbar ist auch das un­87

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