Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 30. (Budapest, 2016)
Nadine FINSTERWALD: Gewirkte Szenen aus dem Leben des heiligen Bernhard. Eine Untersuchung der zwei Tapisserien aus dem Kunstgewerbemuseum in Budapest
terschiedliche Bildfeld. Während bei den Tapisserien aus Budapest jeweils vier Szenen dargestellt sind, ist auf gleicher Größe bei der Tapisserie aus Saint-Denis bloß eine Szene abgebildet, die in die Länge gezogen wird. Beim genaueren Betrachten fällt auch die unterschiedliche Kleidung der Mönche auf, die Gestalt Bernhards lässt sich nicht vergleichen.19 Bei einer Ausstellung aus dem Jahre 2006 taucht ein anderer Name dieser Tapisserie auf, nämlich „L’Abbé de Grammont (Saint Etienne de Muret) accueille le roi d'Angleterre (Henri II Plantagenêt).“20 Damit wird diese Tapisserie dem Kloster Grammont zugeschrieben und die Ähnlichkeiten zu den Objekten aus Budapest werden verneint. Die gesamte Darstellung weist exotische Elemente auf, wie es für viele Tapisserien aus dem 18. Jahrhundert typisch ist.21 Sowohl die Pflanzen als auch einige Personen zwischen den Kriegern, wobei der eine Trompete spielt und zwei andere Turbane tragen, sind charakteristisch für die Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert, die ebenfalls in der Manufaktur Aubusson entstanden sind. Auf den Tapisserien aus Budapest fehlen jedoch diese für die Zeit charakteristischen exotischen Elemente gänzlich. Trotzdem wird in der Literatur darauf hingewiesen, dass dieser Bildteppich aus Saint- Denis wie diejenigen aus Budapest für die Abtei in Lützel bestimmt gewesen sei.22 Doch, dass Nicolas Delfils als weiterer Auftraggeber in Frage kommt, kann bezweifelt werden, weil nicht dieselben Wappen zu erkennen sind. Dass es sich aufgrund derselben Thematik um eine Folge handeln könnte, lässt sich ebenfalls bestreiten, da es fraglich ist, ob überhaupt Bernhard dargestellt ist und wenn ja, dann in wesentlich anderer Erscheinung als dies bei den anderen Tapisserien der Fall ist. Fazit Es kann festgehalten werden, dass der Abt Nicolas Delfils aus Lützel die vorliegenden Tapisserien mit religiösem Inhalt in Auftrag gegeben hat, welche in der Manufaktur Aubusson ausgeführt wurden und vermutlich bis ins Jahr 1792 in der Abtei Lützel vorhanden waren. Datieren lassen sich demzufolge die Tapisserien in die Amtszeit von Delfils, zwischen 1708 und 1751. Wenn zusätzlich berücksichtigt wird, dass bei beiden Objekten blaue Teppichkanten vorhanden sind, die ab 1733 verwendet werden mussten, verweist dies in die zweite Hälfte seiner Amtszeit. Trotz der neuen Erkenntnisse, was die Vorlage der Tapisserien anbelangt, bleibt einiges, auch aufgrund mangelnder schriftlicher Quellen, unklar. Darüber, wann genau der Auftrag zur Herstellung der Tapisserien erfolgte, und über die Gründe, weshalb jene sieben Stiche von Tempesta als Vorlage ausgewählt wurden, kann bloß spekuliert werden. Weiter wäre nach einer möglichen alternativen Vorlage für die übrigbleibende Szene, die Lactatio, zu suchen. Der Vergleich der Tapisserie aus Saint-Denis mit den zu ähnlicher Zeit entstandenen Objekten aus Budapest hat zudem gezeigt, dass erstere losgelöst von denjenigen aus Budapest betrachtet werden sollte, was aber weitere Fragen zum Bildteppich aufwirft. Anhang Transkription der Texte: Zu jeder Szene der Tapisserien werden die entsprechenden Kupferstiche nach Antonio Tempesta genannt und die lateinischen Texte wiedergegeben. Diese sind aufgeteilt in: Titel, In88