Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 29. (Budapest, 2013)

Balázs SEMSEY: Irreguläre Ornithologie. Angaben zur (Um)Gestaltung der Interpretation eines Motivs

11. Symmetrische Schlüssellochschilder an einem Schrank aus dem 18. Jh., Kunstgewerbemuseum, Budapest, Inv.-Nr.: 84.134.1. Banska Bystrica, Slowakei), das ebenfalls im 18. Jahrhundert entstanden sein dürfte.34 (Abb. 8) Die zeitgenössische Interpretation des Vogels wurde um ein neues Element bereichert, indem anlässlich der Renovie­rung des Gebäudes das im Erdgeschoß er- öffnete Kindergeschäft die Darstellung als Schild neu anlegte: So erscheint der Vogel- durch etwas Kohärenz-Störung belastet — in der allgemein beliebten Rolle des Stor­ches als Symbol der Geburt ; das verträum­te Gesicht auf seiner Brust/seinem Bauch erweckt wiederum Assoziationen an die Schwangerschaft.35 Diese Art des Bedeutungsverlustes eines Emblems ist jedoch kein neues Phänomen. Dafür steht als anschauliches Beispiel ein Schreibschrank mit Tabernakel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, der sich eben­falls in der Sammlung des Kunstgewerbe­museums zu Budapest befindet. (Abb. 9) Dem Anfang des Aufsatzes erwähnten Schlitten ähnlich stammt der Schrank aus dem süddeutschen Gebiet. In seinem Mit­telteil, auf der Verkleidung der gebogenen Gliederung, die die Klappe in die Mitte nimmt, erscheint das Motiv sogar in zwei Exemplaren - am Rande des Schrankes, in spiegelsymmetrischer Platzierung.36 (Abb. lOa-b) Unter den von mir bekannten Dar­stellungen des Motivs ist dies das einzige, wo es doppelt vorkommt. Im Prozess der Ornamentalisation - wobei ein Motiv seine ursprüngliche Be­deutung allmählich verliert und zu einem einfachen Dekorationselement wird - bil­50

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