Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 29. (Budapest, 2013)

Dóra REICHART: Die Karriere einer Frau in einem Männerberuf in der Zwischenkriegszeit. Das Werk der Innenarchitektin Zsuzsa Kovács in den 1920er und 1930er Jahren

Richtungen der 20er Jahre. (Abb. 3-4) Ihre Gebäudepläne fügen sich hervorragend in die Reihe der zeitgenössischen deutschen Architekturbeispiele und sind vom baro­cken Motivbestand Kozmas geprägt. Ihr Arbeitgeber in Berlin, Leo Nachtlicht, schlug in seinem für Kovács verfassten Empfehlungsschreiben vor, ein Praktikum bei seinem Kollegen Otto Rudolf Salvis- berg zu absolvieren, der damals ebenfalls in Berlin tätig war. In diesem Schreiben ordnet Nachtlicht den Stil von Kovács der „Linie“ Breuhaus-Pfeiffer-Kozma zu. „Sie ü ' --­* " > §, s; ; > / - 1 X X ! . / / : t' 1 Í A / / 7 4. Zsuzsa Kovács: Verpackung für die Schokolade Igeha - Chocolade Hauwaldt, 1924. Archiv des Kunstgewerbemuseums, F LT 22676/1 ist jedenfalls geschickt genug um in jedem Atelier unterzukommen. Ihre Art, die sich in der Linie Breuhaus, Pfeifer, Kozma (?) Budapest bewegt, ist für bestimmte Aufgaben ganz gut geeignet.”18 (Weniger verständlich ist, warum hinter Kozmas Namen ein Fragezeichen steht, obwohl Kozma bis zum Jahr 1925 einer der am häufigsten publizierten Designer in den deutschen Blättern war, entgegen z. B. Nachtlicht oder gar Salvisberg.) Kovács kehrte im Jahr 1926 heim und arbeitete ab 1927 für kurze Zeit im Atelier von József Vágó. Für ihre Studienreise im Jahr 1928 wählte sie die aus Architekten­sicht wichtigsten Städte der Zeit als Statio­nen: neben Wien, Stuttgart, Paris, Köln und Düsseldorf erneut Berlin, wo sie von ihrem ehemaligen Arbeitgeber mit der Leitung seines Büros in Wien beauftragt wurde.19 Dieses Unterfangen, diese Ernennung wur­de durch die Wirtschaftskrise vereitelt, so- dass Kovács in Budapest eine eigenständige Tätigkeit als Innenarchitektin begann. Ei­ner ihrer ersten, eigenständigen ungari­schen Innenarchitekturaufträge ist eine Schlafzimmereinrichtung aus dem Jahr 1928. An der Vergitterung des mit Maha­goni furnierten Bettes ist die Verzierung der chinesischen Ming-Möbel spürbar.20 Das Exotische des Orients diente zu Beginn der 30er Jahre weiterhin als Inspiration in ihrer Kunst. In diesem Sinne entwarf sie die Einrichtung der Wohnung von Tivadar Po­gány21 im Jahr 1932. Auch wenn wir an den meeresgrün angestrichenen, lackierten, mit vergoldeten Schnitzereien und bronzenem Beschlag versehenen Möbelstücken der Esszimmereinrichtung keine eindeutige, mit einer Region in Verbindung zu brin­gende orientalische Analogie nachweisen können, ist das Attribut des „Orientali­schen“ bei der Bestimmung des Stils der Raumausstattung unbestritten.22 Die Ver­mengung der Stile, die sich in der Zeit über das Prinzip „Alles ist möglich“ in der freien Verwendung von Gattungen und Stilen entfaltete, ist eine typische Erscheinung.23 Die Familie Pogány begann im Jahr 1934 in der Hermina út mit der Errichtung einer Villa, die auf Grund der Entwürfe von Ká­roly Bálint und Pál Sándori in modernisti­schem Stil ausgeführt wurde.24 Die Gestal­tung der Innenarchitektur wurde von Zsuzsa Kovács durchgeführt. Sie behielt die frühere Esszimmereinrichtung bei, ver­änderte diese in gewissem Maße, jedoch 89

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