Prékopa Ágnes (szerk.): Ars Decorativa 29. (Budapest, 2013)

Dóra REICHART: Die Karriere einer Frau in einem Männerberuf in der Zwischenkriegszeit. Das Werk der Innenarchitektin Zsuzsa Kovács in den 1920er und 1930er Jahren

2. Zsuzsa Kovács: Entwurf eines Damen-Schlaf- zimmers, 1924. Archiv des Kunstgewer­bemuseums, KLT 747/30 daran führte sie ihr Weg ebenfalls in Rich­tung der deutschen Gebiete, und sie hatte zahlreiche Empfehlungsschreiben in ihrer Mappe. Zwischen 1924 und 1926 übernahm sie Arbeiten in Berlin, beim Architekten Leo Nachtlicht, der - mit den Worten von Kovács - „einen in Expressionismus ge­impften Rokoko-Stil“ hatte.15 Anderswo formuliert sie es so: „Anfangs begeisterten wir uns für das volkstümliche ungarische Barock von Lajos Kozma. Im Jahr 1925 und 1926 war ich in Berlin, sah einen verwand­ten Stil, jedoch mit einem stark expressio­nistischen Geschmack und mit fernöstli­chen und Rokoko-Aspekten.”16 Das aktive Interesse an Fernost, die Wirkung des neu­en Kunstsammlermarktes sowie die Neuin­terpretation und Umschrift der Chinoiserie aus dem 18. Jahrhundert durchdrangen die deutsche Dekorationskunst, die auch einen neuen Ornamentikbestand schuf. Diese neue Formsprache traf auf diejenige starke, sinnliche Empfänglichkeit gegenüber der Extravaganz, die in der Sichtweise zu su­chen ist, die unter anderem auf die Wirkung von Dagobert Peche hin in den 1910er Jah­ren geschaffen worden war.17 Die während des Aufenthalts von Ko­vács in Berlin erstellten, mit lockeren, leichten Linien gezeichneten Möbel- und Raumausstattungsentwürfe spiegeln mit ihrer vibrierenden Wirkung diese Formen­welt klar wider. (Abb. 2) Ihre Verpa- ckungs-, Textil- und Tapetenentwürfe ent­standen im Zeichen der „Neuen Chinoise­rie“, die aus der Verknüpfung des östlichen und westlichen grotesken Motivschatzes hervorging. Sie vertraten die modischen 3. Zsuzsa Kovács: Verpackungsent- wurf für die Scho­koladenfabrik Stühmer, um 1926. Archiv des Kunst­gewerbemuseums, KRTF 7445/2 88

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