Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Anna RÁKOSSY - Noémi VARGA: Ein Dolch aus dem 16. Jahrhundert in der Esterházy-Schatzkammer

ergeben hat - nicht um Umgestaltung, der Lilienkranz gehörte schon ursprünglich zu dem Prunkdolch. Die Lilienkränze gotischer Kelche kom­men auch auf Bechern, Humpen, Zier­gefäßen, Gürtelschnallen und Buchdeckeln vor. Die Möglichkeit ist nicht auszusch­ließen, dass der Lilienkranz auf der Waffe vielleicht sogar ein sekundär verwendetes Element von einem anderen Goldschmiede­stück sein kann. Der Lilienkranz auf einem mittelalter­lichen Kelch in der Sammlung kirchlicher Kunst in Eger (dt. Erlau) 18 (Abb. 19) stimmt sowohl im Motiv als auch in der Größe mit dem auf der Parierstange des Dolches über­em. (Abb. 20) Diese Gussstücke wurden nach identischer Form geschaffen, trotzdem kann nicht behauptet werden, dass beide Kunstwerke in der gleichen Werkstatt oder eben zur gleichen Zeit entstanden. 19. Kelch, Silber, vergoldet, mit Emailverzierung. Ungarische Arbeit, erstes Viertel 16. Jh., Erz­bischöfliches Sammlungszentrum, Museum und Archiv, Eger (Erlau), Ungarn 20. Detail des Lilienkranzes auf dem Kelch in Eger Zwei von den Waffen sind datiert und beide auch mit Wappen versehen: Die eine ist der Dolch der Wiener Rüstkammer, auf dem sich die eingravierte Jahreszahl 1549 befindet, die andere der sog. Kállay-Dolch des Ungarischen Nationalmuseums mit der ziselierten Jahreszahl 1543. Die Entste­hungszeit auch des Esterházy-Dolches kann ins zweite Viertel des 16. Jahrhunderts gelegt werden, während die mittelalterlichen Elemente des Kelches von Eger im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts entstanden sein können. László Beke hat in seinem Werk Sod­ronyzománcos ötvösművek (Goldschmiede­arbeiten mit Drahtemail) von 1980 über die identischen Zierelemente auf den Kelchen festgestellt, dass „bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gewisse Zierelemente (gegossene Randdurchbrechungen, Korbkränze usw. von Kelchen) in einzelnen Werkstätten bereits ,in Serienproduktion' und sogar auch ,zum Export' gefertigt worden sein können, so dass auch andere Goldschmiede sie zu ihren Arbeiten in unter­schiedlichen Stilen verwendet haben konnten". Seiner Ansicht nach ist anders nicht zu er­klären, dass auf in Raum und Zeit fern voneinander hergestellten Werken dieselben Gussstücke erscheinen. 19

Next

/
Thumbnails
Contents