Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)
Anna RÁKOSSY - Noémi VARGA: Ein Dolch aus dem 16. Jahrhundert in der Esterházy-Schatzkammer
Unter den Waffen ähnlichen Charakters findet sich die - unseres Wissens - nächste Parallele dieser mit Lilienkranz versehenen Parierstange auf dem türkisch-persischen Dolch in der Dresdener Rüstkammer, wo aber ein typisch persisches Motiv die durchbrochene Verzierung bildet. 20 Das sog. bosnische Herrscherschwert 21 in der Waffensammlung des Ungarischen Nationalmuseums ist von anderem Stil und aus Jahrzehnte früherer Zeit, doch das lilienkranzähnliche Zierelement auf seiner Parierstange gleicht in der Art dem auf dem Esterházy-Dolch. Das andere charakteristisch europäische Zierelement ist der gegossene Maskaron oder „Teufelskopf' 22 für den Tragering auf der Rückseite der Scheide. (Abb. 21) Wie der Lilienkranz wurde auch er nicht bei einer nachträglichen Umgestaltung an der Waffe angebracht. Auch die Verzierung der Scheidenrückseite deutet dies an: Auf der Scheide befinden sich längs abwechselnd eine in Kartuschen angeordnete stilisierte Pflanzenornamentik und endlose Knoten, davon weicht das den Teufelskopf umgebende Muster ab, bietet einen vorzüglichen Hintergrund und passt sich auch vollkommen der Anordnung der den Kopf umgebenden Haarlocken an. Ebenfalls ein Teufelskopf - aber von einem andern Typ -hält den Tragering auf der Rückseite der Scheide des Kállay-Dolches. 23 Die ziselierte Verzierung auf der Scheide des Esterházy-Dolches weicht etwas vom Rumi-Motiv auf türkischen Goldschmiedearbeiten ab, als habe der europäische Meister die türkischen Motive imitieren wollen. Die Muster der /?#/«z'-Verzierung erschienen - in gewisser modifizierter Form - seit den 1520er und 1530er Jahren in Skizzen- und Musterbüchern und waren bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts schon in der europäischen Kunst verbreitet. 24 Diese mau21. Teufehkopf. Ein charakteristisches Motiv an der Rückseite der Scheide des Dolches resken oder arabesken Muster erschienen auch auf Waffen, Panzern, Humpen, Buchdeckeln und Schmuckstücken ebenso in den Niederlanden und Frankreich wie in Italien. Die früheste Verwendung dieses Motivs in Ungarn auf einer Goldschmiedearbeit findet sich an einem Kronstädter (ung. Brassó, heute Bra§ov, Rumänien) Pokal, der um 1529-30 gefertigt wurde. 25 Zwei von den behandelten Waffen sind datiert und beide auch mit Wappen versehen: Die eine ist der Dolch in der Wiener Rüstkammer, auf dem sogar zweimal - einmal auf der Parierstange und einmal auf der Scheide - ein Wappen mit den unseres jetzigen Wissens nach unidentifizierten Buchstaben „M d", das am Scheidenrand von der eingravierten Jahreszahl 1549 begleitet wird. Der Dolch befand sich schon vor 1607 in der Schatzkammer Rudolfs IL, 26 wir kennen aber keine Quellen dafür, woher, von wem und wann er in den Besitz des Herrschers -