Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Anna RÁKOSSY - Noémi VARGA: Ein Dolch aus dem 16. Jahrhundert in der Esterházy-Schatzkammer

17. Gebogene Eintiefungen an den beiden Seiten der Klinge, nebst der Parierstange Wiener Dolches besteht aus einem einzigen, zum Griff hin verengten Element mit ovalem Querschnitt, das stilisierte Pflanzen­ornamentik und auf der einen Seite ein ziseliertes Wappen zieren. Die Parierstange des Dolches mit Beingriff im Ungarischen Nationalmuseum ist zusammengesetzter: Die hohlen Drachenköpfe mit aufgeris­senem Maul schließen sich an ein in zwei ­mit stilisierter Pflanzenornamentik verzierte, emaillierte - quadratische Felder geteiltes mittleres Element an. In diesen Teil passt sich die sechseckige Endung des Beingriffes ein. Ähnlich konstruiert ist auch der Griff des Esterházy-Dolches, auf welchem sich ­als einzigem der behandelten Dolche ­Emailverzierung bzw. Steineinlage finden. Die Emailzierplatten der Parierstange und der gegossenen, massiven Drachenköpfe waren gesondert eingefasst, ebenso wie die Türkise, die die Augen betonen. Die ins Blech der Vorderseite der Scheide eingepassten Emailplatten waren ebenfalls gesondert gefertigt worden. Die Verzierung der Scheide des Ester­házy-Dolches - Wechsel von in Kartuschen komponierter, Rumi-Mouve' s zitierender Pflanzenornamentik und endlosen Knoten - wiederholt sich auf beiden Seiten in ähn­lichem Rhythmus. Auf der Rückseite der Scheide des Wiener Dolches findet sich dieselbe Anordnung. Den Dolch im Unga­rischen Nationalmuseum - dessen originale Scheide leider nicht erhalten blieb ­bedeckt eine für die europäische Kunst typ­ische stilisierte Pflanzenverzierung, und den sog. Kállay-Dolch zieren Pflanzenelemente des sog. Abraham von Kütahya-Stils, 16 wie auch - in qualitativ geringerer Ausführung ­die Scheidenvorderseite des Wiener Dolches. Auf den Waffen erscheinen neben den Motiven im türkischen bzw. persischen Stil auch typisch europäische Verzierungen. Das eine derartige Element ist ein spezielles ungarisches gotisches Motiv auf der Parierstange des Dolches, der Lilienkranz mit Distel und Blumen mit langer Narbe. (Abb. 18) Auf den als nächste Analogien unseres Stückes bekannten Dolchen gibt es keine solche Verzierung, wenn auch deren Parierstangen unterschiedlich enden. Ein gotischer Lilienkranz ziert ein türkisches Schwert vom Ende des 15. Jahrhunderts im Ungarischen Nationalmuseum, von dem aber Tibor S. Kovács festgestellt hat, dass diese Zierden bei einer Umgestaltung der Waffe am Anfang des 16. Jahrhunderts auf die Scheide kamen. 17 Beim Esterházy-Dolch handelt es sich - wie dessen Untersuchung 18. Detail des Lilienkranzes an der Parier Stange

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