Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Imre TAKÁCS: Opus duplex in der Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts und die höfische Kultur

interpretierten Schmuckstücke fast aus­nahmslos auf dem Gebiet Ungarns oder in dessen unmittelbarer Umgebung gruppieren bzw. an ungarische Auftraggeber geknüpft zum Vorschein gekommen sind, nicht außer Acht lassen. 63 Ganz sicher geben weder die venezianische, noch die Rhein­oder Maasgebiet-Ursprungshypothese auf diese Frage eine beruhigende Antwort. Es ist kaum vorstellbar, dass die ausgesprochen ungarischen Auftraggeber von diesen Werkstätten bevorzugt worden wären, und noch viel weniger ist wahrscheinlich, dass diese „Exportgegenstände" fast ausnahmslos in dem im 16.-17. Jahrhundert sowieso stark abgenommenen künstlerischen Nachlass erhalten geblieben sind. Diese skeptische Auffassung ist trotz der im 13. Jahrhundert zwischen dem ungarischen Königreich und Venedig zweifellos bestehenden Handels­verbindungen begründet, obwohl chronolo­gische Widersprüche der als entscheidend zu betrachtenden Quelle offensichtlich sind. Das in Venedig erhalten gebliebene Verzeichnis, 64 das durch Vermittlung des Geschäftsmannes Syr Wullam (Wilam) die ungarische königliche Bestellung von 122 Posten, den verschiedensten Luxusartikeln, 17. Reiterfigur in dem Porfolio von Villard de Honnecourt, Paris, Bibliothèque Nationale meistens Textilwaren, beweist, brachte Irene Hueck mit der Verlobung von Prinzessin Kinga im Jahre 1239 und dem Ursprung der beiden Krakauer Kronen in Zusammen­hang. Wie sich aber herausstellte, unbegrün­det. 65 Die gegenwärtige Ratlosigkeit der Forscher wird gut durch eine neue Publika­tion über das Krakauer Kronenkreuz in dem 2000 erschienenen Ausstellungskatalog illust­riert, in dem die Autoren aber nicht auf die widersprüchlichen Angaben in der Fach­literatur eingehen. 66 Wenn man die gegen­wärtig zur Verfügung stehenden Daten zusammenfasst, kann man die Anfertigung dieser Werke auf einfacher logischer und statistischer Grundlage in der Umgebung des ungarischen königlichen Hofes stark wahrscheinlich machen. Diese gut fundierte Schlussfolgerung kann sich durch ein Ansteigen der Zahl der bisher bekannten Gegenstände und Quellenangaben in der Zukunft selbstverständlich ändern. Es wurde im Zusammenhang mit der in der westlichen Kunst ungewöhnlichen Form der Kronen auch die Wirkung des byzan­tinischen Typs in Betracht gezogen. Die Kontur der Grundplatten wurde nicht ganz grundlos mit byzantinischen weiblichen Diademen verglichen, 67 aber die für die Krönung der westlichen Lilienkronen abso­18. Reiterfigure auf der Krone „A " des Kronenkreuzes, Krakau, Schatzkammer der Kathedrale

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