Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Imre TAKÁCS: Opus duplex in der Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts und die höfische Kultur

19. Kapitelzone mit zweischichtiger Dekoratt on, Reims, Musée St. Remi lut nicht ähnliche Zackenform beschwört sogar die für die venezianische Architektur charakteristischen Eselsrücken der Fenster­öffnungen herauf." 8 Es ist aber auch zu berücksichtigen, dass zur Kombinierung der westlichen Ornamentelemente und der byzantinischen Formen nicht ausschließlich in Venedig entsprechende Vorbilder und Bedingungen zur Verfügung standen, son­dern in der zweiten Hälfte des 12. und dem ersten Drittel des D.Jahrhunderts Dank der kontinuierlich nach Osten ausgerichteten Familienpolitik und Machtbestrebungen der Arpaden auch am ungarischen Hof. Man muss dabei nicht nur an die Erziehung König Bêlas III. (1172-1196) in Konstan­tinopel und die späteren Kontakte seines Hofes zu Byzanz denken, sondern weitaus eher an die kaiserlichen Ambitionen And­reas' IL, dann an die Eheschließung mit der Tochter des den Thron von Konstantinopel einnehmenden Peter Courtenay, und noch eher an die Entscheidung, als er zur Zeit des Kreuzzuges von 1217/18 für seinen Thron­anwärter-Sohn eine Gemahlin am nicänisch-griechischen Hof wählte. All das bedeutet, dass als die östlichen und west­lichen künstlerischen Komponenten syn­thetisierender Ort der ungarische Hof und Umgebung wenigstens genauso vorstellbar ist wie Venedig. Für eine derartige Synthese lieferte bereits eine Generation früher die Verzierung am westlichen Portal der Graner Kathedrale, die Porta speciosa, ein ausge­zeichnetes Beispiel. 6 " Einen eventuellen Zusammenhang zwi­schen den die Schmuckstücke verzierenden durchbrochenen Güssen und der monu­mentalen Kunst versuchte Irene Hueck mit Hilfe der zweischichtigen Kapitelle mit Ranken und Tierfiguren in der Vorhalle der Kathedrale San Marco in Venedig, ja noch weitergehend, den Stuckverzierungen am Rahmen des Marmortympanons des südöst­lichen Pfeilers in der Chora-Kirche in Istanbul zu beleuchten. 70 Die durchbrochene Steinornamentik allerdings war auch in Nordwesteuropa nicht unbekannt, auch im Quellengebiet des europäischen Opus-duplex­Stiles nicht. Bereits in den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts sind unter den Steinmetzarbeiten von nordfranzösischen gotischen Gebäuden mit Tiergestalten be­lebte, mehrschichtige Pflanzenreliefkom­positionen. 71 (Abb. 19) Die sich von der Grundfläche des Reliefs stellenweise abhe­bende, verdoppelnde Ornamentik, wie der 20. Kapitell eines Arkadenpfeilers im Chorumgang, Reims, Kathedrale

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