Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Imre TAKÁCS: Opus duplex in der Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts und die höfische Kultur

oder Werkstätten allerdings handhaben und variieren das Formenangebot und die Kom­positionsmöglichkeiten frei. Diese Gegen­stände sind auch zur Stilanalyse geeignet, ihr wichtigster gemeinsamer Zug ist das dop­pelte oder zweischichtige System, die Eigenschaft, dass sich in der Licht-Schatten­Wirkung das dichte, plastische, durch­brochene Rankenwerk über die ungeg­liederte, glatte Grundplatte wölbt. Am zu­treffendsten kann dieses Charakteristikum mit dem seit dem Mittelalter bekannten frappanten terminus technicus opus duplex beschrieben werden. Die Ähnlichkeiten und Unterschiede der beiden sich in Zeit und Raum offensichtlich nahestehenden Budapester Scheibenpaare könnten als Ausgangspunkt zur Systematisie­rung weiterer Exemplare dieses Gegen­standstypus dienen, wenn die Zichy­Scheiben nicht ganz seltene Stücke wären. Es scheint, dass das mit einem Rahmen umgebene Rankenwerk als allgemein verb­reitet angesehen werden kann. Hierher kann auch ein in jüngster Zeit veröffentlichtes Fragment gereiht werden, dass nicht nur typologisch, sondern auch vom Gesichts­punkt der Datierung und Lokalisierung der Exemplargruppe von Bedeutung ist. 7 (Abb. 4) Das ovale, vergoldete, zweischichtige Silberschmuckstück wurde 1970 zusammen mit zahlreichen Gold-, Elektron- und Silbergegenständen sowie 1305 Münzen im Nordosten Ungarns, im Komitat Szabolcs­Szatmár-Bereg, gefunden. Auf ein Verber­gen zur Zeit des Mongoleneinfalles (1241) kann man aus dem spätesten Datum der zum Fund gehörenden Friesacher Denare (1235) schließen. Diese Tatsache muss auch bei der Datierung der Schmuckart berück­sichtigt werden. Das Einfügen der durchbrochenen Ran­ken in einen Rahmen diente offensichtlich zum Verstärken des zerbrechlichen Gusses. Von noch stabilerer Konstruktion sind diese Gegenstände, bei denen der Rahmen, der die Ranken oder Tierfiguren umgibt, nicht das gesamte Ornamentfeld umgrenzt, son­dern quasi Kettenglieder bildend kleinere Einheiten isoliert. Ein derartiges Stück ist die Fibel mit Drachen im British Museum 8 und auch die mit Drachen und Löwen verzierte Fibel im Victoria and Albert Museum, die Ende des 19. Jahrhunderts aus einer Budapester Sammlung nach London gelangt war." (Abb. 5) Den gleichen Typus

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