Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 26. (Budapest, 2008)

Imre TAKÁCS: Opus duplex in der Goldschmiedekunst des 13. Jahrhunderts und die höfische Kultur

Sammlung der Aristokratenfamilie Zichy gehörten, als Zichy-Scheiben bezeichnet werden) kann auch ein anderes Scheiben­paar des Ungarischen Nationalmuseums, dessen Rückplatte verschollen ist und von dem nur das Rankenwerk erhalten blieb, gedeutet werden. Dieses unvollständige Schmuckstückpaar ist auf dem Gebiet von Budapest aus der Erde zum Vorschein gekommen, neueren Mitteilungen zufolge zusammen mit vor 1241 geprägten Münzen. 5 (Abb. 3) Die Ähnlichkeit zwi­schen den beiden Scheibenpaaren fallt auf den ersten Blick auf, aber auch die Abweichungen sind augenfällig. Die Blatt­ranken bilden auch hier einen kuppelarti­gen, durchbrochenen Guss und waren einst ebenfalls mit Perlen und Edelsteinen verziert, obwohl davon nur die beschä­digten Fassungen zeugen. Aber auch die Unterschiede sind nicht unbedeutend. Darüber hinaus, dass das unvollständig zutage gekommene Schmuckstückpaar kleiner als die Zichy-Scheiben ist, 6 ist auch die Struktur der Ornamentik nicht vollkom­men identisch: Sie besteht nicht aus vier, sondern nur aus drei Rankengebilden, von denen zwei - ein von dem anderen Paar abweichendes Moment - aus dem Schwanz zweier schmächtiger Drachen zwischen den Ranken herauswachsen. Ein noch wesent­licherer Unterschied besteht darin, dass das Rankenwerk der Scheiben ohne Rückplatte in einen kreisrunden Rahmen gedrängt ist. Die peripheren Steine und Perlen schließen sich an diesen gekerbten Rahmen an. An den weitaus sorgfältiger ziselierten Zichy­Scheiben ist kein derartiger Rahmen, die Ranken biegen sich frei, die zusätzlichen Verzierungen scheinen aus dem unregel­mäßigen Rankengeflecht herauszuwachsen. Trotz aller stilistischen und Formverwandt­schaft kann man an den beiden Scheiben­paaren in der Zusammenstellung der Verzierungselemente und in der künst­lerischen Denkweise einen deutlichen Unterschied wahrnehmen. Beide Garni­turen kann man als Produkt einer lebendi­gen künstlerischen Umgebung betrachten, in der die Stilorientierung und die künst­lerischen Fähigkeiten im wesentlichen auf gleicher Stufe stehen. Die einzelnen Meister 3. Mantelzierdenpaar aus einem Budapester Fundort, Budapest, Ungarisches Nationalmuseum

Next

/
Thumbnails
Contents