Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

Hilda HORVÁTH: Französisches Luxusparfüm - in einer einstigen Budapester Wohnung

Dank dem über ein Jahrhundert alten Siegel hat sich das Material nicht verflüchtigt, es ist weder trüb geworden noch hat es Schichten gebildet. Das Parfüm kam auf diese Weise, luftdicht verschlossen, mit großer Sorgfalt auf Qualität und Quantität zum Verbraucher, und zwar in unter­schiedlichen Mengen, das Musée International de la Parfumerie (Grasse) bewahrt eine ganze Folge dieses Typs in ver­schiedenen Größen. Auf das Fläschchen und die Packung kam dasselbe Etikett, dessen leichte, dekorative Zeichnung und dessen Thema japanischen Einfluß zeigen. Auffällig ist die Aufschrift und besonders die Typographie der Reklame dieses Erzeugnisses in einer Zeitschrift (La Illustración Española y Americana, 1884),4 die den Eigenarten und der Dekorativität der japanischen Schrift nachempfunden sind. Bemerkenswert ist der stilisierte, orna­mentale Dekor der Packung mit schuppen­artigen Motiven, die schließlich an einen stilisierten Fächer erinnern, indem sie ein unendliches Muster bilden. Eine andere Packung birgt das Parfüm Directoire der Firma Rigaud. Die Firma Jean- Baptiste François Rigaud besteht seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie beschäftigte sich seit 1876 mit synthetischer Herstellung und gewann an der Weltausstellung von Phila­delphia die Goldmedaille. Ihre Produkte gelangten überallhin in der Welt. Es ist ein Rätsel und bleibt es wohl für immer, was sich in der ungeöffneten Schachtel von der Form eines Dreiecksprismas mit abgerunde­ten Ecken verbirgt, deren Inneres und das Fläschchen noch niemand, weder die ursprüngliche Besitzerin noch irgendje­mand unter unseren Zeitgenossen, zu Sicht bekommen hat. Die anspruchsvolle Pa­ckung hat jeden davon zurückgehalten, die feine, elegante, geschmackvolle Packung „aufzubrechen“ und einen Blick darin zu 2. Das Parfum „Directoire” der Firma Rigaud 1890-1900 tun. Die längliche Form von ungewöhn­lichem Grundriß, das zurückhaltende Maß­system, die mehrfach verlaufende dünne Vergoldung suggerieren mit der grünen Grundfarbe von seidenem Glanz eine au­ßerordentliche Wirkung und höchste Ele­ganz. Obwohl das Etikett wirklich beschei­den ist, weist es außer den nötigen Auf­schriften das Bild einer eleganten Dame auf. Der Markenname läßt romantische Nostal­gien ahnen, er verweist auf die Periode des 82

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