Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)
Hilda HORVÁTH: Französisches Luxusparfüm - in einer einstigen Budapester Wohnung
HILDA HORVÁTH FRANZÖSISCHES LUXUSPARFUM - IN EINER EINSTIGEN BUDAPESTER WOHNUNG Dr. Maria Stemegg, geehelichte Dr. Zlinszky, ist nicht nur eine langjährige Mitarbeiterin des Budapester Kunstgewerbemuseums, sondern zugleich auch dessen Donatorin, denn sie bereichert die Sammlungen des Museums seit Jahren und Jahrzehnten. Sie bot dem Museum wiederholt Kunstgegenstände für angemessene Preise zum Kauf an, darüber hinaus bereicherte sie das Museum auch durch Schenkungen. Es wäre schwierig aufzuzählen, welch vielfältige Objekte durch sie in die Kollektion eingegangen sind, Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände, Kleidungsstücke, Accessoires und Gebrauchsgegenstände des Alltagslebens. Dabei ist von besonderer Bedeutung, daß all diese Stücke mit früheren Generationen ihrer Familie verbunden waren, aus der Wohnung und dem Besitz des namhaften Arztes, Prof. Dr. Gyula Janny (1842-1916) stammen.1 In der Wohnung des im Ausland studierten, weit gereisten Arztes von umfassendem Interessenkreis standen anspruchsvolle Einrichtungsgegenstände. Fast jedes Stück, mit dem er sich und seine Familie umgab, zeugt vom gehobenen bürgerlichen Leben eines Intellektuellen auf hohem Niveau, und zwar aus der Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Diese Stücke waren wertvolle Bestandteile von Ausstellungen unterschiedlichsten Themas und sind unerlässliche Hilfsmittel zur Rekonstruktion einstiger Wohnungen und Interieurs. Dr. Maria Sternegg schenkte dem Kunstgewerbemuseum im Jahr 2000 mehrere hun„Les parfums, ks couleurs et les sons se répondent... ” (Baudelaire) dert Stücke von Handelspackungen und Schatullen. Diese Objekte, die von den Nachkommen sorgsam bewahrt wurden und so die Stürme der Geschichte auf glückliche Weise überlebten, kamen in ausgezeichnetem Zustand in die Sammlung. Eine Auswahl davon wurde im Frühjahr 2004 als symbolische Geste und Danksagung für die Stifterin in einer Kammerausstellung gezeigt.2 Die Kollektion repräsentiert die Stilrichtungen und Stilbestrebungen vom Ende des 19. und vom Anfang des 20. Jahrhunderts mit Hilfe von Packungen aus den verbreitetsten Materialien. Man begegnet hier den unterschiedlichsten Schatullen aus Papier, Holz und Blech, denn es gibt neben den kleinen Arznei- und Zündholzschachtelchen auch Schatullen für Lebkuchen, Tee, Schokolade, Bonbons und Tabakwaren sowie für Wäsche, und all das in vielerlei Maßen und mit mannigfaltiger Dekoration. Heutzutage wäre es unmöglich, die Gegenstände, die den Alltag damals verschönerten, zusammenzutragen. Hinsichtlich der Qualität ragen aus dieser Kollektion die Parfümpackungen heraus, die Fläschchen und Dosen von drei Parfüm- firmen, L. T. Piver, Rigaud sowie Roger et Gallet. Die anspruchsvolle Gestaltung rührt auch daher, daß man auf die Packungen der französischen Parfüms immer große Sorgfalt verwendet hat. Der wertvolle Inhalt mußte auch im Äußeren erscheinen, der wahre Wert sollte auch durch die Form vermittelt, ausgestrahlt werden. Handelspackungen haben sich nach der Weltausstellung von 1873, im zunehmen79