Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)
Balázs SEMSEY: Ein Sekretär vom Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Darstellung von Antonio Canovas Wiener Maria-Christinen-Denkmal
Vorlage denken, in letzterem Fall diente offenbar einer der zahlreichen Stichdarstellungen des Denkmals als Vorlage. Die ziemlich eklektische, beinahe verworrene Dekoration des Schreibschrankes zeugt von wenig Überlegung, und dies wirft hinsichtlich jeglicher ikonographischer Interpretationsversuche schwierige Probleme auf. Den einzigen schwachen Anhaltspunkt bietet der durch das Denkmal vermittelte Inhalt, der an sich gewichtig und düster war, aber durch die mehrfachen Übertragungen der daran geknüpften Interpretationen einigermaßen gedämpft wurde, ferner kämen dessen etwaige Verbindung mit den übrigen Motiven in Frage. Das Erscheinen verschiedener Darstellungen nach Kunstwerken aus dem Bereich der grand art als Dekorationsmotive in den angewandten Künsten beziehungsweise der Prozeß, im Verlauf dessen die primäre Komposition ihre originale Bedeutung und ihren ikonographischen Kontext größtenteils verliert und zum ein3. Der Sekretär in geöffnetem Zustand 4. Antonio Canova: Grabmal von Erzherzogin Maria Christina, 1805 Wien, Augustinerkirche fachen Dekorationselement „abgewertet“ wird, also all das, was in der Kunstgeschichte zusammenfassend als „Trivialkunst“ bezeichnet wird, ist bei den Produkten der behandelten Periode keine Seltenheit.4 Im Prinzip könnte man also auch das Christinen- Denkmal an der Schreibplatte als ein einfaches Dekorationselement auffassen. Wenn uns bei dieser vereinfachten Interpretation dennoch Zweifel kommen, dürfte das vielleicht nur daher rühren, daß über die Entstehungsumstände, die Rezeption und die geschmacksbildende Rolle des als Vorlage dienenden Kunstwerks viel zu viel bekannt ist und man annehmen darf, daß dem Auftraggeber und dem ausführende Künstler all das bekannt war. * Das Denkmal von Erzherzogin Maria Christina wurde nach langen Vorbereitungen im Herbst 1805 in der Wiener Augustinerkirche errichtet (Abb. 4)5 Den 71