Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

Éva CSENKI: Uber die Einbände der Batthyány-Bibhothek im Budapester Kunstgewerbemuseum

Einige geheftete Bände mit einem aufge­klebten Papierumschlag auf dem Buchblock sind im Zustand auf uns gekommen, wie sie aus der Druckerei gekommen sind. Dieser Umschlag besteht in der Regel aus einem Reststück von marmoriertem Papier oder aus blauem Büttenpapier. Diese Bücher erwiesen sich offenbar als weniger wertvoll, sie erhielten auch später keinen endgültigen Einband, sie wurden nicht einmal beschnit­ten. Ihr Vorhandensein könnte aber genau­so auch dafür sprechen, daß die Entwick­lung der Bibliothek mit den Buchbinder­arbeiten nicht Schritt halten konnte. Der Buchbinder, der sein Können unter Beweis stellen wollte, entwickelte zur Deko­ration des Schnittes des Buchblocks zahl­reiche Verfahren: Er arbeitete mit gespritzter Bemalung unter Zusatz von Stärkemitteln oder mit Marmorierung, am häufigsten kommen einfarbige, rote Schnitte vor. Der Schnitt von Prachteinbänden kann vergol­det, fallweise auch punziert sein, oder er wurde mit einer Kombination all dieser Ver­fahren ausgeführt. Was die Technik der Heftung betrifft, so weisen die meisten Bücher echte Bünde auf, aber ob dies ihr erster Einband ist oder ob es sich um neu gebundene Bände handelt, ließe sich nur durch Auseinandernehmen untersuchen und entscheiden. Die Mehrzahl der Bücher, genauer gesagt des Teils, der von den Verwüstungen des Krieges verschont blieb, ist auch heute im selben Zustand wie zu Zeiten Károly Batthyánys. Die durchgeführte Konservie­rung des Bestandes erforderte nichts weiter als die Behandlung der Einbände mit Leder­balsam. Die Bände weisen Wasserflecke auf, sind weder infiziert noch von Schimmel befallen. Man sieht ihnen auch an, daß in den meisten verhältnismäßig wenig geblät­tert wurde. Mit der Ausnahme von einigen Bänden aus dem Themenbereich der Mili­taria lassen sich in den Büchern kaum Fin­gerabdrücke entdecken. Solche bilden die Mehrzahl des Bestandes. Die Jahrhunderte haben aber an den Bänden ihre Spuren hinterlassen: Abgerissene Ränder oder sonstwie beschädigte Buch­rücken, an Buchrücken, Ecken und Deckeln beschädigte Einbände, von häufigem Öffnen (oder vom Hemmliegen in geöffnetem Zu­stand!) gebrochene Buchrücken bezeugen die erlebten Wechselfälle. Wir finden auch Spuren davon, daß Einbände ausgebessert, Titelblätter primitiv ergänzt wurden. An ein­zelnen Einbänden gibt es auch einstige - längst nicht mehr aktive - Wurmstiche. Unter den Schäden der Bibliothek muß auch der Verlust einzelner Bücher erwähnt werden: Ein genauer Vergleich mit den Lis­ten aus der Zeit der Batthyány läßt Lücken erkennen. Bei mehrbändigen Arbeiten fehlt der eine oder andere Band. Aus zahlreichen Bänden wurden Blätter herausgerissen. Fall­weise haben die Soldaten leere Seiten voll­gekritzelt, in ein Buch ist in ukrainischer Schrift unter dem Datum vom Juli 1945 ein Protokoll eingetragen. Über die Beschädigungen des Bücher­bestandes, der den Zweiten Weltkrieg im Schloß Körmend überdauerte, liest man verblüffende Berichte in den Beschrei­bungen von Péter Balázs,3 Zsolt Bajzik4 und András Koltai.5 Am 7. August 1945 hat ein Wanderausschuß des Ministeriums für Kul­tus und Unterricht bei der ersten Inspizie­rung Folgen von Brand, Regen und Raub seitens der Bevölkerung“ konstatiert.6 Zu­gleich wird in einer neueren Meldung vom September vom verhältnismäßig unversehr­ten Zustand der Bibliothek berichtet. Es ist anzunehmen, daß dabei von zwei ver­schiedenen Bibliotheksräumen die Rede war: Die älteren Bücher im Nebengebäude wurden vernichtet, die Bibliothek im Hauptgebäude, vor allem die Bibliothek 62

Next

/
Thumbnails
Contents