Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)
Hedvig SZABOLCSI: Zeichnungsvorlagen für Möbel mit Hirschgeweih von Joseph Franz Danhauser zur einstigen Einrichtung des Jagdschlosses in Lovasberény
darauf, daß später auch das Ideenmagazin seine Beispiele aus englischen Musterbüchern schöpfte. Ich stelle mir diesen Prozeß umgekehrt vor und verstehe die englischen Beispiele als eine Abzweigung des seit der Gotik ununterbrochen bestehenden Geweihmotivs, das im 18. Jahrhundert nach einer Abzweigung vor allem in England zu einer eigenen Gattung wurde. Aus dem 18. Jahrhundert sind Geweihmöbel außerhalb Englands bislang - außer einigen Abbildungen in Musterbüchern - nicht bekannt geworden, und auch jene sind Gartenmöbel. Der Rokokogeschmack folgte in den Interieurs eine andere Richtung des Besonderen, die Manier „anglo-chinois“. Als solche sind zum Beispiel die Lehnstühle aus dem „chinesischen Teehaus“ von Eszterháza zu betrachten.26 Die Geweihmöbel der Danhauser-Zeichnungen haben also keine Vorläufer. Es hat den Anschein, daß darin Danhauser die Vorstellungen, Ideen und Wünsche des Auftraggebers Antal Mózes Cziráky zeichnerisch gestaltet hat. Das ist umso wahrscheinlicher, als es unter den unzähligen Danhauser-Möbelentwürfen nicht einmal annähernd ähnliche Stücke Vorkommen und, wie bereits erwähnt, diese Blätter keine Numerierung aufweisen wie der übrige Teil des Nachlasses. Es könnte sich eher um Entwürfe des Malers Joseph Franz Danhauser (1805-1845),27 der von 1824 an an der Wiener Akademie der bildenden Künste ein Schüler vonj. P. KrafFt war, als um die seines Vaters Joseph Ulrich Danhauser handeln, nach dessen Tod im Jahr 1829 das Atelier bis 1836 von seinem Sohn, dem Maler, weitergeführt wurde. Nach dieser Zeit beschäftigte sich der jüngere Joseph Danhauser nur noch mit der Malerei, die väterliche Firma wurde dann noch einige Jahre lang von seinem jüngeren Bruder betrieben. Der Maler Danhauser hatte um diese Zeit bereits ernsthafte Beziehungen zu Ungarn. Ende der zwanziger Jahre weilte er auf Einladung seines Gönners, Bischof Ladislaus Pyrker in Eger (Erlau), wo er mehrere Altarbilder ausführte.28 Anfang der dreißiger Jahre war er bereits mit Antal Mózes Cziráky bekannt, denn er malte 1834 in dessen Auftrag das Altarbild der Schloßkapelle von Lovasberény.29 Die Bauzeit des Jagdschlosses ist bis heute nicht bekannt. Aber den Beginn der Beziehung zwischen Antal Mózes Cziráky und der Familie Danhauser läßt sich wohl mit gutem Grund etwas früher ansetzen. Es gibt zwar keine Angaben über die Einrichtung des neuen Schloßflügels, der in den Jahren nach 1810 vollendet wurde, aber die Annahme, daß darin auch die Möbel des älteren Danhauser eine Rolle gespielt haben könnten, ist nicht ganz aus der Luft gegriffen. Bekanntlich hatte Danhauser von 1817 an auch in Pest eine Niederlassung. In der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts gab es zwei größere namhafte Firmen, bei denen die oberen Gesellschaftsschichten neue Einrichtungen kaufen konnten, die Wiener Firma Danhauser und die Pester Firma Vogel.30 Unter den beiden war Danhauser der modernere. Die Frage, aus welcher Zeit die Jagdschloßmöbel von Lovasberény stammen könnten, ließe sich nur in Kenntnis der Bauzeit des Jagdschlosses beantworten. Der Datierung von Alajos Házy auf das Jahr 1839 kann man jedenfalls schwerlich Glauben schenken.31 Die hier behandelten Möbelvorlagen sprechen für die Hand eines geübten Zeichners. Besonders das Kanapee mit den Hirschköpfen mit Geweih scheint von einer im Zeichnen nach der Natur geübten Hand zu stammen, darauf deutet auch die Drapierung des Bärenfells hin, mit dem das größere Kanapee bedeckt ist, aber genauso 28