Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)
In Memoriam Imre Jakabffy (1915-2006)
Anerkennung, wenn er zusammenfassend meinte: „Gar nicht schlecht. Diese Nummer, so wie sie ist, hätte auch ich redigieren können.“ Einmal stellten wir ihm, so um die Zeit der Wende, die so ziemlich banal erscheinende Frage: „Gibt es irgendetwas, was du, lieber Imre, von deinen Plänen und Vorstellungen deiner Jugendzeit hast verwirklichen können?“ - „Gar nichts. Aber es ist wohl besser so“ - kam die Antwort. Es war daraus herauszuhören, was er bereits öfter ausgeführt hatte: Er hatte keine besonders gute Meinung von sich selbst, wie er damals gewesen war, von seinen jugendlichen Ambitionen, aber auch vom geistigen Milieu nicht, aus dem er hervorging, und von den öffentlichen Zuständen des intellektuellen Lebens schon gar nicht. In dieser Hinsicht fand er in seiner Vergangenheit eine einzige Ausnahme, das weithin berühmte, ausgezeichnete Gymnasium der Piaristen in Pest. Er besuchte diese Institution von 1926 bis 1934, und die Schule gab ihm außerordentlich viel auf den Weg mit: Sie begründete sein umfassendes Wissen, seine legendäre Bildung. (Nebenbei bemerkt: Als Mitte der achtziger Jahre der frühere Verband der Absolventen der Piaristengymnasien wieder ins Leben gerufen wurde, wollten ihn viele im Präsidium sehen. Aber er schlug die Ehrung ab. Er schlug einen jüngeren Kollegen vor, den damaligen Direktor des Museums und der Bibliothek für Medizingeschichte Ignaz Semmelweis, den Historiker Dr. József Antall, der bald der erste Ministerpräsident des unabhängigen Ungarn werden sollte.) Um zuletzt noch einmal seine Worte zu zitieren: „Für die Illusionen, die Irrtümer, die Fehler, und ja, auch für die Sünden, muß früher oder später jemand büßen. Uns - er meinte damit seine Generations- und Schicksalsgefährten - fiel am ehesten diese Rolle zu.“ Im Mannesalter, in seinen produktivsten Jahren erlebte er diese nicht kurze Periode der Buße, indem er spürte und wußte: Es war besser, im „Schatten“ zu bleiben und sich in politischen Dingen nicht zu exponieren, in Sachen der Tagespolitik erst recht nicht. „Ein Glück, daß ich keine Veranlagung zur Depression habe“, stellte er wiederholt fest, auch später, in den Jahren nach 1990, und dann auch nach 1994. Auf seine Laufbahn zurückblik- kend zitierte er zu Recht ein geflügeltes Wort von Claudianus: Bene qui vixit, bene latuit - Richtig lebte, wer sich richtig versteckte. András Szilágyi 180