Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

In Memoriam Imre Jakabffy (1915-2006)

- man nannte das damals rationale Umorganisation - zwangen ihn, wie zahlrei­che seiner Kollegen, seine Laufbahn zu ändern. Schweren Vergeltungsmaßnahmen konnte er zwar entkommen, aber er wurde - gleichsam als Strafe, wie wir das von ihm damals und auch später öfter hörten - als zugeteilter Mitarbeiter in die Bibliothek des Kunstgewerbemuseums versetzt. In dem darauffolgenden Jahrzehnt hat sich im Laufe der sogenannten Konso­lidierung des Systems das Gefühl des Ausgestoßenseins und des Ausgeliefertseins allmählich gelöst und ist mit der Zeit auch verschwundnen, aber er sprach nicht gerade zufrieden oder heiter über diesen Lebensabschnitt. Das Jahr 1970 brachte aber sowohl im Leben des Kunstgewerbe­museums als auch in der Laufbahn Jakabffys eine erfreuliche Änderung. Der damals in Amt getretene Generaldirektor, Dénes Radocsay, faßte den Entschluß, das wis­senschaftliche Jahrbuch des Museums, umgestaltet und in einem „neuen Gewand“, unter dem Titel Ars Decorativa wieder­zubeleben. Für die Aufgabe der Redaktion dieser ab 1973 erschienenen, mehrsprachigen Perio­dik konnte das Museum keinen geeigne­teren Mitarbeiter finden als den eben ernannten Leiter der Bibliothek, Imre Jakabffy. Die Verfasser der Beiträge für die aufeinanderfolgenden Bände, darunter auch namhafte ausländische Forscher, herausra­gende Gestalten der internationalen Wissenschaftsszene, konnten mit seinen Fachkenntnissen, mit seinem Eifer, der weder auf Zeit noch auf Energie schaute, sicher rechnen. Wie sämtliche damalige Kollegen und auch die immer weniger zahlreichen jetzigen Kollegen, erinnert sich auch der Verfasser vorliegender Zeilen in Dankbarkeit an die anspruchsvolle Arbeit, an die hingebungsvolle Hilfsbereitschaft, mit der Jakabffy die Manuskripte, die vielfach er initiiert und bestellt hatte, betreute. Es lag nicht an ihm - es folgte aus der unsicheren, schwierigen finanziellen Lage des Museums daß von der Ars Decorativa bis 1986, zu seiner Pensionie­rung, nur acht Bände unter seiner Redaktion herausgekommen sind. Die Zeit nach 1986, die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in Ruhestand, haben ihn in gewisser Hinsicht entschädigt. Insofern auf jeden Fall, daß er seitens seiner früheren Kollegen und später seiner neueren, jüngeren Verehrer, großen Res­pekt, Hochachtung und zahlreiche, auch kleinere, dafür aber umso beredte Mani­festationen der Sympathie erfahren konnte. Dies wurde ihm häufig zuteil, denn er besuchte sein „zweites Zuhause“, die Bibliothek des Museums, wiederholt, mit der Zeit schon regelmäßig. Wir freuten uns auf seine Besuche, die meist für den Dienstag festgesetzt waren. Was immer zur Sprache kam - die Themen reichten von der Geschichte bis zur Politik, von Ereignissen des kulturellen Lebens bis zur Welt des Sports die Unterhaltung mit ihm war immer ein außerordentliches Erlebnis. Begeistert hörten wir seinen farbenreichen Anekdoten aus der „guten alten Welt“ zu, den Berichten über seine Begegnungen mit zahlreichen namhaften Figuren jener Welt aus den Bereichen von Wissenschaft, Literatur und Theater, und er bezauberte uns mit seinem sprachlichen Witz, mit einer verwirrenden Vielfalt von Wortspielen, die außer von seiner klassischen Bildung und seinen außerordentlich weiten Sprach- kenntnissen auch vom sprühenden Humor dieses einmalig geistreichen Mannes zeugten. Fallweise nahm er einen neueren Band der Ars Decorativa vom Regal und blätterte ihn durch. Es galt als eine seltene 179

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