Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

In Memoriam Imre Jakabffy (1915-2006)

Elemér Jakabffy (1881-1963) war zwischen 1910 und 1918 Mitglied des Oberhauses im ungarischen Parlament und dann zwischen 1928 und 1940 der angesehenste Abgeordnete der ungarischen Minorität im Bukarester Parlament in Rumänien - den damals beson­ders „morastigen“ Boden der Politik nicht zu betreten. Die Herausforderung, die „Aufgabe“ hat ihn später - wohl unter gewandelten Umständen - dennoch gefunden. Im Febmar 1947 war er als Sachverständiger Mitglied der Delegation des ungarischen Landtags, die in Paris mit den Vertretern der „siegreichen Großmächte“ Verhandlungen führte und deren Leiter, Außenminister István Gyöngyösi am 10. Februar den Friedens­vertrag Unterzeichnete, der die nunmehr endgültigen Grenzen des Landes - im wesentlichen entsprechend den Zuständen vom 1. Januar 1938 - festsetzte. Das darauffolgende Jahr, 1948, brachte in Ungarn grundlegende Änderungen. Diese Wende war besonders schmerzlich, tragisch für jene, die durch die neue Lage - die Jahre der harten Diktatur - in ihrem Dasein, in ihrer Existenz, bedroht wurden. Die damit kon­frontiert wurden, daß alles, was zuvor ein Vorteil war - Bevorzugung, angebliche „Vorrechte“ aufgrund der Geburt - zu nichts geworden ist und sogar eine schwere Belastung bedeutete. Eines stand fest: alle, die zum „Klassenfeind“ erklärt wurden, mußten in jener eisigen Atmosphäre, inmitten der Prüfungen und Demütigungen des sich ver­schärfenden Klassenkampfes auf das Aller­schlimmste gefaßt sein. Die existenzielle, unumgängliche Frage lautete für sie: Gibt es im Ungarn der fünfziger Jahre eine Institution, die ihr Wissen, ihre Erfahrungen bean­spruchte? (Es braucht wohl gar nicht erwähnt zu werden: Die Aufhebung des Teleki- Institutes gehörte selbstverständlich zu den ersten Maßnahmen der kommunistischen „Kulturpolitik“.) Das Schicksal von Imre Jakabffy, sein weiterer Werdegang, gehörte wahrscheinlich zu den wenigen Ausnahmen, die die Regel bestätigen. „Mein Fall bezeugt, daß zuweilen etwas Sand ins Getriebe des Unterdrückungssystems gerät“, sagte er zuweilen objektiv und mit einiger Ironie. Der Rettungsgürtel, mit einiger Übertrei­bung: die lebensrettende Hilfe, kam aus der Richtung der Humanwissenschaften, und zwar in Form eines Programms, das ein gemeinsames Vorhaben zweier Institutio­nen, der Forschungsgruppe für Archäologie der Ungarischen Akademie der Wissen­schaften und des Ungarischen National­museums war. Es ging um die Zu­sammenstellung der „archäologischen Bibliographie des mittleren Donaubeckens“, deren Initiator und Leiter, Professor János Banner, ganz konkrete Vorstellungen hatte. Er wußte genau, daß dazu unbedingt ein hingebungsvoller, hervorragend vorberei­teter Mitarbeiter nötig war, den seine Vielseitigkeit, Bildung, Weitsichtigkeit, seine Neigungen und Fähigkeiten, und nicht zuletzt seine Leistungsfähigkeit zu dieser Aufgabe geradezu prädestinierten. Über das Ergebnis dieser Arbeit, die bis jetzt nicht weniger als sechs erweiterte und bear­beitete Auflagen erlebte - letztere sind nach dem Tode von János Banner als alleiniges Produkt von Imre Jakabffy, unter seinem Namen herausgekommen -, genügt es, hier die Worte des Doyens der ungarischen Archäologie, Ottó Trogmayer anzuführen: „die Bibliographie ist zweifelsohne die erfolg­reichste Leistung unseres Wissenschafts­zweiges im letzten halben Jahrhundert.“ Dank dieser Aufgabe fand Imre Jakabffy in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre ein Asyl innerhalb den Mauern des Ungarischen Nationalmuseums, in der dor­tigen Archäologischen Bibliothek. Die Retorsionen nach der Revolution von 1956 178

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