Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 25. (Budapest, 2007)

Zoltán SZILÁRDFY: Die Ikonographie des heiligen Prinzen Emmerich in Székesfehérvár im 18, und 19. Jahrhundert

ZOLTÁN SZILÁRDFY DIE IKONOGRAPHIE DES HEILIGEN PRINZEN EMMERICH IN SZÉKESFEHÉRVÁR IM 18. UND 19. JAHRHUNDERT Dr. Mária Zlinszky-Sternegg stammt mütter­licherseits aus der Geburtstadt des heiligen Emmerich, dessen Millennium wir dieses Jahr feiern. Ich schrieb diesen Beitrag zu ihrem Geburtstag im Lichte der Familien­geschichte, denn die Flerkunft bestimmt auf spiritueller und materieller Ebene gleicher­weise unsere Kultur, die uns Jahrzehnte hin­durch prägt. Ich verweise auf die Familie Janny, die in der Geschichte von Székes- fehérvár eine wichtige Rolle spielte, und über deren Mitglieder jüngst eine hervorra­gende Arbeit erschienen ist.1 Der Handwerker János Janny, Bürger der Stadt, war zwischen 1817 und 1849 Klari­nettist und Trompeter des Domorchesters. Aus seiner Ehe mit Anna Schill wurde am 7. März 1814 Sohn József geboren, der das musikalische Talent seines Vaters erbte. Er wurde bereits 1837 zum Schulmeister der Innenstadt ernannt, daneben war er Chor­leiter des Domes. Als regem chori leitete er das Orchester und den Domchor und grün­dete eine Sängerschule. Wir wollen die bezeichnenden Feiertage des alten Székesfehérvár heraufbeschwören, die Verehrung des heiligen Altarsakraments zu Neujahr, die langen Heiligen Stunden des Triduums, das am Faschingssonntag begann. Die ganze Stadt eilte in die Bischofskirche, in die „Alte Kirche“ der Stadt, um den Rosenkranz zu beten, wobei die Andacht mit den speziellen Gesängen der Corpus-Christi-Bruderschaft belebt wurde. All das war das Erbe von Márton Padányi Bíró, Bischof von Veszprém; sein Kanonikus, Ignác Séllyei Nagy ist später der erste Bischof der neu gegründeten Diözese Székesfehérvár geworden. In der Reihe der paraliturgischen Andachten war wohl die Predigt nach der Heiligen Anbetung am Fastenabend vor Aschermittwoch, als der Prediger den Blick der bußfertigen Gläubigen auf das Hochaltarbild mit der Darbringung der Krone Ungarns durch den heili­gen König Stephan an die Madonna richtete, das mit dem auch heute vorhandenen Hungertuch mit der Darstellung der Kreu­zigung und der am Fuß des Kreuzes weinen­den Maria Magdalena verhüllt wurde. Wer die beiden Fastenmonate, die besonders für die Älteren gefährlich waren, überlebte, konnte die kunstvolle Komposition des Altarbildes, die auch in den Wappen der Stadt, des Komitats und des Domkapitels dargestellt war, in der Freude der Aufer­stehung Wiedersehen. Wie waren wohl die Feierlichkeiten an den Festtagen des heiligen Königs Stephan? Am Fest der heiligen Armreliquie am 30. Mai, am großen Stephansfest am 20. August oder am Fest des cranium (der Schädel­decke), des großen Schatzes des Domes, eines Geschenks von Maria Theresia zur Gründung der Diözese, das am 11. Oktober begangen wurde? Bei diesen Anlässen wie an den Festen der weiteren Heiligen Ungarns, Emmerich, Ladislaus und Elisa­beth kam bei der Pflege des nationalen Selbstbewußtseins den Kirchenliedern eine vorrangige Rolle zu. Die Diözese bekam ihre himmlische Schutzpatronin, die in den 13

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