Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 24. (Budapest, 2006)

Orsolya BUBRYÁK: Inter arma silent Musae - „Geheimnisse" eines Brettspiels aus dem 17. Jahrhundert

Provenienz Selbst wenn die Untersuchung der Verzierungs­motive nicht bei der Enträtselung der „Ge­heimnisse" um das Brettspiel helfen konnte, zusammen mit der Klärung der Provenienzfrage aber kommen wir der Lösung vielleicht doch noch einen Schritt näher. Im Inventar des Kunstgewerbemuseums ist dieser Gegenstand aus Textil bisher als Übernahme vom Unga­rischen Nationalmuseum aus dem Jahre 1877 registriert, über seinen Ursprung allerdings weiß man nichts Näheres. Im Laufe meiner For­schungen im Zusammenhang mit der Jankovich­Sammlung entdeckte ich in jüngster Zeit, dass das Brettspiel ziemlich genau beschrieben in dem handgeschriebenen Inventar von Miklós Jankovich angeführt ist, mit dem er die erste Kunstsammlung dem Ungarischen National­museum übergeben hatte. 2 '' Miklós Jankovich ( 1772-1846), der zweifellos als der bedeutendste ungarische Kunstsammler dieser Periode be­trachtet werden kann, verkaufte 1832 seine gesamte Buch- und Kunstsammlung dem Museum und fertigte zu diesem Zeitpunkt ein mehrere Tausend Kunstgegenstände und Münzen umfassendes handgeschriebenes Ver­zeichnis an. 1 " Später wurde dann aber der Bestand seiner Sammlungen unter den verschiedenen Museen (Bibliotheken und Archive) aufgeteilt, und viele Gegenstände gelangten von hier noch anderswo hin. Die einstigen Inventarnummern, mit denen Jankovich die einzelnen Kunst­gegenstände versehen hatte, verblassten langsam und verschwanden ganz, die Herkunft einzelner Stücke geriet in Vergessenheit. Unter derartigen Bedingungen überrascht es nicht - und darauf wurde man gerade bei den Vorbereitungsarbeiten für die Jankovich-Ausstellung im Jahre 2002 aufmerksam-, dass aus ungarischen öffentlichen Sammlungen nach und nach Gegenstände zum Vorschein kamen und kommen, die bisher als Stücke unbekannter Herkunft galten, aber ursprünglich zur Jankovich-Sammlung gehörten. Darunter auch das kleine „Juwel" aus der Abteilung Textil des Kunstgewerbemuseums, und ganz sicher sind hier und dort in den Museen noch andere Exponate aus der Jankovich­Sammlung zu finden. 31 Miklós Jankovich hat in seinem Inventar nicht nur eine kurze, aber präzise Beschreibung gegeben, sondern auch angeführt, woher dieses kleine Kunstwerk aus Textil stammt. Im fol­genden der genaue Text des einstigen Kunst­sammlers: Cistula aleatoha, vulgo damenbrett, principi Eugenio ab Excellentissima Comitissa Batthyán-Strattman confecta, tela sericea nigra partim auro partim argento, partim etiam diversi coloris serico, opere phrygio elaborata, cuius anterior in margine diversa emblemata armorum et belli turcici exhibet; in quator angulis inscriptiones italicas aureis litteris, in medio vero areas quadratas, alternatim auro et argento exsutas. - Parte altera in circumferen­tia altiori comparent rursus emblemata belli et armorum turcicorum, in angulis inscriptiones italicae; ab intus in profunditate est embléma hydrae ab aquila dilaniatae, ab infra vero cervi perinde ab aquila discerpti. Huius tabulati in medio locata est mola lusoria perinde filis aureis et argenteis expressa. - His duplicibus valvis adapertis pars interior utraque, in limbis diversi coloris serico exsuta, in medio horum Musarum effigies eleganter acu phrygia re­praesentates exhibet una cum nominibus ear um, utpote: Terpsicore, Calliope, Euterpe, Melpo­mene, Urania, Polyhimnia, Erato - Per medi­um huius utriusque interioris tabelláé vadit fascia aurea, duobus emblematibus acu phry­gia expressis ornata, et latinis hexamctris carminihus triumphos Eugenii Principis dé­cantons. Cistula aleatoria peculiaris gaudet involucro, e viridi bysso facto - Pretiosum hoc históriáé hungaricae monumentum post fata Eminentissimi Cardinalis Joseph! a Batthyân in publica auctione a florenis quadraginta octo comparution. (Spiele-Kästchen, umgangssprachlich: Da­mebrett, von der hochwohlgeborenen Gräfin Batthyäny-Strattmann für Prinz Eugen [von Savoyen] angefertigt, das Material ist schwarz­er Seidenstoff, eine teils aus Gold-und teils aus Silber-, teils aus verschiedenfarbiger Seiden­stickerei angefertigte Arbeit, auf der Vor­derseite sind an den Rändern aus verschiedenen Kampf- und türkischen Waffen zusammen­gestellte Embleme, an den vier Ecken In-

Next

/
Thumbnails
Contents