Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

András SZILÁGYI: Bemerkungen zu einigen Angaben des Nachlaßinventars Kaiser Mattias' I. aus dem Jahre 1619

(mehr oder weniger oder meistens) ihr gemein­sames Vorkommen für möglich. Einerseits muß - als grundlegende Voraussetzung - diese genannte Galawaffe klein und reich mit Edelsteinen verziert sein. Andererseits muß sie diese nicht weniger wesentliche weitere Eigen­schaft aufweisen, daß von dem Gegenstand selbst - in Form irgendeines verbalen Hin­weises - gewissermaßen „ablesbar" ist, daß sein einstiger designierter Eigentümer zum sogenannten schwächeren Geschlecht gehört hat. Das grundlegende Kennzeichen des „Frauendolches", als angenommene „Waffen­kategorie", muß demnach irgendeine - an der Klinge vorkommende - in diesem Sinne deut­bare „Inschrift" sein, möglichst betont, aber zumindest gut zu entnehmen. Es stellt sich nun die Frage, ob ein solcher Kunstgegenstand aus der Zeit vor 1619 exi­stiert, der bis heute erhalten geblieben und gegenwärtig bekannt ist, der diesen beiden Voraussetzungen entspricht. Unter den heute in Wien aufbewahrten Galawaffen, die einst im Besitz der Habsburger waren, befindet sich ­unseres Wissen nach - gegenwärtig kein sol­ches Stück. Es sei angemerkt: Der Kreis der in Frage kommenden Gegenstände wird stark durch das Attribut des „Frauendolches" - „per­sianisch" - in dem Inventartext eingeengt. Selbst dann, wenn man es - wie bekannt ­nicht unbedingt wortgetreu verstehen muß, denn es kommt in den schriftlichen Quellen aus dem 17. Jahrhundert auch bei aus der Türkei, sogar aus Istanbul stammenden Stücken als Attribut vor. Auf alle Fälle aber kann man feststellen, daß auch in dem sehr umfangreichen orientalischen (meistens türki­schen) Waffenmaterial der Sammlungen in Karlsruhe, Stockholm oder Dresden - unseren gegenwärtigen Kenntnissen nach - solche Stücke nicht vorkommen, die den obigen Kriterien des rätselhaften „Frauendolches" entsprechen würden. Ganz gewiß berichtet der Posten Nr. 1984 des „Nachlaßinventars" von einem Kunstgegenstand, der zur damaligen Zeit, im Jahre 1619, als besonders selten, wenn auch nicht unbedingt als ein „Unikat" angese­hen wurde. Demnach scheint jedwedes Best­reben, das darauf ausgerichtet ist, diesen Post­en mit irgendeinem Stück des derzeit bekann­ten Gegenstandsmaterials - auch nur hypothe­tisch - zu identifizieren, in der ersten Annähe­rung als fast hoffnungslos, beinahe als ein dilettantisches Unterfangen. Zur gleichen Zeit aber sind wir überzeugt davon, daß in dieser Beziehung auch das schon als ein beachtenswertes Ergebnis verbucht wer­den könnte, wenn es gelingen würde, ein Stück nachzuweisen, auf das der Ausdruck „persiani­scher Frauendolch" mehr oder weniger zutrifft. Wenn also dieses Exemplar nach übereinstim­mender und maßgebender Meinung der Exper­ten dieser Gattung in das 16. Jahrhundert datiert werden kann, das heißt ganz sicher vor 1619 angefertigt worden war, dann verdient es - in diesem Licht gesehen - unbedingt, näher betrachtet zu werden. In diesem Zusammen­hang sei die Aufmerksamkeit auf die prächtige Galawaffe von einmaliger Qualität gelenkt, die aus dem Material der Esterházy-Schatzkammer stammt und seit 1919 im Kunstgewerbemu­seum Budapest aufbewahrt wird. Dieser Kunstgegenstand wird in der früheren Fachliteratur traditionell als „persischer Dolch" bezeichnet; 20 seine genaue Bestimmung ver­dankt er einigen in den letzten zehn Jahren erschienenen Publikationen. 21 (Abb. 12-15.) Letztere - die Arbeiten von Emese Pásztor und Ibolya Gerelyes - trugen teils zur Bestimmung der Provenienz bei, teils klärten sie die Frage, mit der sich die früheren Autoren nicht befaßt hatten. Und zwar handelt es sich hierbei um die Mitteilung und Deutung, das heißt um die Auflösung der „eingelegten", „goldtauschier­ten" Inschrift an der Dolchklinge. Ibolya Gere­lyes gelangt unter Hinzuziehung von zwei bedeutenden ungarischen Turkologen, Géza Dávid und Mihály Dobrovits, zu der Fest­stellung, daß sich an der Vorderseite der Klinge eine zweireihige türkische Inschrift-Teil eines Gedichtes von einem (derzeit noch nicht identi­fizierten) osmanisch-türkischen Dichter - in arabischer Schrift befindet, in dem sogenannten nastaliq Stil (Schreibweise). (Abb. 14.) Neben der Umschreibung in lateinische Buchstaben teilt sie auch deren Bedeutung in Ungarisch

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