Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

András SZILÁGYI: Bemerkungen zu einigen Angaben des Nachlaßinventars Kaiser Mattias' I. aus dem Jahre 1619

sagende Angabe zu deuten ist. Diejenigen, die das Inventar zusammenstellten und diesen Posten beschrieben, hatten zweifellos ein - ver­mutlich für eine Hochzeit, aber sicher für irgendeinen feierlichen Anlaß angefertigtes ­Halsband vor sich (hielten es eventuell in den Händen), dessen dominierende Elemente acht Anhänger bildeten, die jeweils mit einer ­sicher plastisch geformten - Tierfigur verziert waren. Nun aber bedecken den Gefäßkörper des mit dieser Beschreibung in Verbindung ge­brachten Kunstgegenstandes, den Juwelenpokal des Budapester Kunstgewerbemuseums - ne­ben einer Vielzahl winziger Rosetten und Edel­steinen - acht applizierte Juwelen. An deren oberen Teil befindet sich - über je einem gro­ßen, eingefaßten Edelstein, bzw. einer Kamee, oder einem Intaglio - in Ronde-Bosse-Bearbei­tung jeweils eine Tierfigur: Löwe, Stier, Hirsch, Steinbock, Pferd, Einhorn (?), Pfau und Hahn. 14 Es ist von Interesse, auf die Fortsetzung des zitierten Textes zu achten, der im Zusammen­hang mit einem großen Diamanten unmißver­ständlich auf die Krone Kaiser Rudolfs II. deu­tet, das Hauptwerk Jan Vermeyens, das bereits von seinen Zeitgenossen besonders geschätzt wurde. Diese Tatsache unterstützt ebenfalls die erwähnte Attribution. Nicht weniger wesentlich ist eine weitere Wahrnehmung des Wiener Gelehrten, laut der die großen, mittleren Teile ­darunter insgesamt vier Gemmen bzw. Intag­lien - der Juwelen offensichtlich nachträglich (nach 1606) mit einer Einfassung versehen worden war, als Ersatz für die fehlenden (ver­schollenen, beschädigten) Originalstücke. Zu­sammenfassend kann man folgendes feststel­len: Die von Distelberger 1988 formulierte Meinung, nämlich die Zuschreibung an Jan Vermeyen, sowie die angenommene Identität der Stücke mit dem im Nachlaßinventar ange­gebenen Posten, kann man wohl akzeptieren, ja, sie ist ausgesprochen überzeugend, und zwar so sehr, daß man sie als sicheren, stabilen Ausgangspunkt für weitere Hypothesen bet­rachten kann. Es ist selbstverständlich, daß im Zusam­menhang mit dieser kuriosen, besonderen Juwelengarnitur eine Vielzahl weiterer Fragen auftaucht. Ein Teil davon kann heute bereits gewiß nicht mehr beantwortet werden. Vermut­lich werden wir niemals mehr erfahren, was für Teile (Gemmen, Intaglien, Edelsteine) das Anhängergefüge ursprünglich verzierten, und zwar in dem vorausgesetzten Originalzustand, als sie noch dominierende Bestandteile eines (vermeintlichen Hochzeits-) Halsbandes wa­ren. Weiterhin, warum war ein Tausch (Ersatz) notwendig geworden? Es gibt aber noch andere Fragen, die zu beantworten, wir hier einen Versuch unternehmen möchten. Zum Beispiel: Wann wurden die derzeitigen mittleren Edel­steine (Gemmen, Intaglien) an die Juwelen ein­gefasst? Bevor oder nachdem letztere sekundär benutzt, das heißt an den Gefäßkörper des Pokals appliziert worden waren? Und letztend­lich, mit welchem Ziel und aus welcher Überle­gung heraus, zu welcher Gelegenheit erfolgte diese - eventuell in mehreren Phasen vorge­nommene - nachträgliche Umgestaltung? Ausgangpunkt für die Beantwortung dieser Fragen bilden - so meinen wir - jene zwei Intaglien aus Saphir bzw. Smaragd, die jeweils ein „erweitertes" Familienwappen darstellen. (Abb. 9-10.) Diese beiden Wappen haben die Autoren der früheren Publikationen ganz bis in jüngster Zeit irrtümlich identifiziert. Ohne ent­sprechende Kritik, das heißt ohne gründliche Untersuchung akzeptierten und übernahmen sie die sich auf diesen Gegenstand - dessen hier behandelte Teile - beziehenden Daten der im 17. Jahrhundert angefertigten Inventare der Es­terházy-Schatzkammer. Genauer jene Angabe, laut der auf den beiden Intaglien „das Wappen des Fürsten Casimirus (des späteren polnischen Königs Johann Kasimir), aus der Wasa-Dynas­tie, eingeschnitten ist." 15 Es gelang dem hervorragenden Experten der Heraldik, Béla Szikszay, diesen Irrtum in seiner vor vier Jahren veröffentlichten Studie zu kor­rigieren. 16 In dieser Arbeit unterwirft Szikszay - ein seit langem bestehendes Versäumnis der Forschung nachholend - diese Wappendarstel­lungen einer eingehenden Untersuchung und kommt zu dem Ergebnis, daß auf den einge­schnittenen Intaglien jeweils eine Variante des Wappens der Familie Trautson abgebildet ist.

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