Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)
András SZILÁGYI: Bemerkungen zu einigen Angaben des Nachlaßinventars Kaiser Mattias' I. aus dem Jahre 1619
(Abb. 11.) Wenn man seine Beobachtungen und Schlußfolgerungen zusammenfaßt, so kann man die Behauptung aufstellen, daß die Eigentümer des Wappens mit ziemlicher Sicherheit „identifiziert werden können". Das Wappen auf dem Saphirintaglio, das von der Kette des Ordens vom Goldenen Vlies umgeben ist, trug Paul Sixtus Graf von Trautson (1550 - 1621), der im Jahre 1612 den Titel Ritter vom Goldenen Vlies verliehen bekam. Auf dem Smaragdintaglio ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Wappen seines Sohnes Johann Franz Graf von Trautson (1609 - 1666) dargestellt. 17 Erinnern wir uns jetzt an die frühere Wahrnehmung R. Distelbergers, laut der die großen Edelsteine der Anhängerjuwelen gewisse frühere (ursprüngliche) Stücke ersetzen, so ist es zu deren Einfassung erst nachträglich gekommen. Und so kann man die Frage folgendermaßen stellen: Ist es wohl gleichzeitig mit der sekundären Benutzung der Juwelen auch zur Ergänzung derselben gekommen? Und geschah dies kurz bevor, das heißt fast gleichzeitig damit als die Juwelen an den Körper des Pokals appliziert wurden? Den Schlüssel zu dieser Antwort geben wahrscheinlich jene beiden Quellenangaben, die in einer Akte des einstigen Wiener Hofkammerarchivs nachgelesen werden können. Die Dokumente berichten von einem denkwürdigen familienhistorischen Ereignis bzw. von einem diesem vorausgehenden Vorfall. Es ist hier von der Hochzeit Stephan Esterházys, ältester Sohn des ungarischen Palatins Nikolaus Esterházy (1583 - 1645), der nunmehr seit 13 Jahren dieses Amt inne hatte, die Rede. Der Erstgebohrene des hochgestellten und angesehenen Magnaten führte am 26. September 1638 seine Braut, Erzsébet Thurzó, in der zu dieser Zeit renovierten Franziskanerkirche in Eisenstadt/Kismarton vor den Altar. Auf die besondere Bedeutung dieses Ereignisses deuten zwei Momente. Das junge Paar wird von dem königlichen Kanzler Georg Lippay, Bischof von Erlau/Eger - der sehr bald Erzbischof von Gran/Esztergom, Primas von Ungarn sein wird - selbst getraut. Zu den geladenen Gästen gehören neben zahlreichen in der Politik einflußreichen Aristokraten auch die Gesandten des Fürsten von Siebenbürgen, Georg I. Rákóczi. Derartige Festlichkeiten und die mit diesen verbundenen mehrtägigen Feierlichkeiten boten ausgezeichnete Möglichkeiten zu vertraulichen diplomatischen Verhandlungen. Es versteht sich also von selbst, daß sich auch der Wiener Hof auf der Hochzeit in Kismarton auf würdige Weise durch einen entsprechend gewichtigen Politiker vertreten ließ. Die erwähnte Akte des Hofarchivs vom 23. August 1638 legt gerade davon Zeugnis ab. Sie hat nämlich zum Inhalt, daß in der „Gestalt" des Habsburg-Herrschers, Ferdinand III., das heißt als dessen Legat, Johann Franz Graf von Trautson an der recht bald stattfindenden Hochzeit und den sich daran anschließenden Feierlichkeiten teilnehmen soll. Weiterhin geht daraus hervor, daß der Herrscher zugleich auch seine ausersehene Vertrauensperson, Graf Trautson, mit der Aufgabe betraut, für ein dem Anlaß entsprechend würdiges Hochzeitsgeschenk zu sorgen, dieses auszuwählen - vielleicht anfertigen oder eher umgestalten zu lassen -, daß dann dieser als Geschenk des Hofes, das heißt Ferdinands III., zu überreichen habe. Über das Geschenk selbst geht nichts aus der Akte hervor, nur etwas über dessen Wert: Zur Abwicklung dieser Transaktion nämlich stehen dem jungen Grafen Trautson 500 Goldforint zur Verfügung. 18 In Kenntnis der erwähnten Daten ist es naheliegend, daß das Geschenk in kaum einen Monat fertig sein mußte. Und darum kann man sich vorstellen, daß Graf Trautson beschließt, Stücke einer vorhandenen Juwelengarnitur zum Beispiel einer Hochzeitskette -, die eventuell in etwas mangelhaftem Zustand ist, zu benutzen, und zwar so, daß diese auf den fertigen Pokal, an dessen Oberfläche appliziert werden. An diesem Punkt stehen wir vor - gegenwärtig nicht zu beantwortenden - neuen Fragen. Woher kann die Juwelengarnitur stammen, von der man - die erhalten gebliebenen Stücke sehend - annehmen kann, daß sie eine (mit verschiedenen Ergänzungen versehene) Hochzeitskette (Halsband) gewesen sein könnte? Anders formuliert: Wie gestaltete sich die