Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

Réka SEMSEY: Eine bislang unbekannte Arbeit von Wilhelm Jakob Seberth in Ungarn. Die Meßkleidgarnitur von Erzbischof József Batthyány in der Schatzkammer der Erzdiözese von Kalocsa

engruppe die Arbeit von Johann Adam Messer­schmidt ist. Der Primatialpalast war 1781 voll­endet. Hefele errichtete für den Erzbischof 1783 auch in Buda einen bescheideneren Palast. 33 Erzbischof Batthyány war ein leidenschftli­cher Kunstsammler, der eine schöne Kollektion aus Gold- und Silberschmiedearbeiten, Gemäl­den und Statuen zusammentrug. 34 Von dieser Sammlung ist allerdings sehr wenig bekannt. Géza Entz schrieb in seiner Geschichte des Kunstsammelns in Ungarn in einer Anmer­kung, daß zu Batthyánys Sammlung sehr weni­ge Angaben überliefert sind, und deren Er­forschung eine Aufgabe für die künftige For­schung bliebt. 35 * In den bedeutenderen Darstellungen auf dem Meßgewand kommen folgende ikonographi­sche Typen vor: Die Darstellungen der Szene Darbringung Jesu im Tempel beruhen auf dem Lukasevan­gelium (Lk 2,22-39). 36 Laut dem Bericht des Lukas-Evangeliums brachten die Eltern nach der Reinigung Maria das Kind Jesus nach Jeru­salem, um es dort dem Herrn darzubringen. Das Evangelium beschreibt zwei Ereignisse zug­leich, die Reinigung Maria und die Darbring­ung Jesu, was nicht genau den jüdischen Vor­schriften entspricht, denn diese können nicht zusammenfallen. Zwischen der Niederkunft und der Reinigung der Mutter mußten vierzig Tage vergangen sein, zwischen der Geburt des Kindes und seiner Darbringung hingegen drei­ßig Tage. Im Sinne der Gebote des Herrn mußte jeder Erstgeborene (auch unter den Tieren) dem Herrn geopfert oder ausgelöst werden. Dies sollte daran erinnern, daß anläßlich der zehn Plagen vor dem Auszug aus Ägypten, als in jeder ägyptischen Familie die Erstgeborenen getötet wurden, die Erstgeborenen der Söhne Israels gerettet wurden. (Ex 13,12-15; Num 18, 15-16). Zur Zeremonie der Reinigung (purifi­cation mußten die Frauen ein einjähriges Lamm, oder wenn sie weniger bemittelt waren, zwei junge Tauben darbringen, die der Priester aufopferte (Lev 12,2-8). Der Bericht des Evangeliums erwähnt fünf be­deutendere Ereignisse: das Reinigungsopfer Ma­ria (Purificatio - Lk 2,22), die Darbringung Jesu im Tempel (Praesentatio - Lk 2,22-24), die Be­gegnung Simeons mit dem Jesuskind (Occursus Domini oder Hypapante - Lk 22,25-33), die Weissagung Simeons (Lk 22,34—35) und die Begegnung der Prophetin Hanna mit dem Kind (Lk 22,36-38). In den bildenden Künsten werden im allgemeinen die ersten drei Episoden zusam­menfassend dargestellt, die vierte Episode kommt seltener vor, die fünfte, die Darstellung der Pro­phetin ist äußerst selten. 37 Dorothy Shorr, die der Ikonographie der Darbringung im Tempel eine umfassende Stu­die gewidmet hat, gliederte die Darstellungen in ikonographischer Hinsicht aufgrund der Gesten der Hauptpersonen in sechs Gruppen. 38 Seit dem 14. Jahrhundert trat das Thema der Darbringung Jesu, verbunden mit dem Gedan­ken der Aufopferung Christi, als ein selbständi­ges Altarbildthema auf, zum Beispiel Ambro­gio Lorenzettis Altar in den Uffizien von Flo­renz (1342) und Stephan Lochners Altarbild (1447). 39 Unter den barocken Darstellungen des The­mas wurden viele durch das Altarbild von Ru­bens für die Kathedrale von Antwerpen beein­flußt. 40 Rubens hebt die Begegnung Simeons und des Jesuskindes hervor, Simeon erscheint im Ornat des Hohenpriesters und blickt, mit dem Kind in den Armen, zum Himmel empor. Maria steht mit ausgebreiteten Armen vor ihm, neben ihr kniet Joseph mit den Opfertauben. Hinter Simeon erscheint die Prophetin Hanna. 41 Die primäre Quelle zur Verkündigung ist das Lukasevangelium (Lk 1,26—38). 42 Die Verkün­digung an Maria wurde in der Ost- wie in der Westkirche gleicherweise genau neun Monate vor Weihnachten, am 25. März gefeiert. Zu Be­ginn hatte das Fest große Bedeutung. Das The­ma wurde seit frühchristlicher Zeit dargestellt. In der Barockkunst wurde auf die im Mittelal­ter übliche architektonische Umrahmung mei­stens verzichtet. In barocken Darstellungen sitzt oder steht Maria am Lese- oder Betpult, der Erzengel Gabriel steht oder schwebt vor ihr. Der Gnadenstuhl als ein besonderer Typ der Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit - Gott-

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