Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

Réka SEMSEY: Eine bislang unbekannte Arbeit von Wilhelm Jakob Seberth in Ungarn. Die Meßkleidgarnitur von Erzbischof József Batthyány in der Schatzkammer der Erzdiözese von Kalocsa

vater, der Gekreuzigte und die Taube des Hei­ligen Geistes - hat sich im Bereich der Westkir­che herausgebildet. Die Bezeichnung stammt aus der Luther-Bibel. In der Kunstgeschichte wurde der Begriff von F. X. Kraus eingeführt. Seit Beginn der Barockkunst erscheint diese Darstellung in großen Altarkompositionen. 43 Es war Johannes der Täufer, der Jesus das Lamm Gottes nannte: „Siehe, das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt!" (Joh 1,29) Das Lamm tritt auch in der Apokalypse des Johannes in Erscheinung: „Und ich sah: Zwi­schen dem Thron und den vier Lebewesen und mitten unter den Ältesten stand ein Lamm; es sah aus wie geschlachtet und hatte sieben Hörner und sieben Augen; die Augen sind die sieben Geister Gottes, die über die ganze Erde ausgesandt sind." (Offb 5,6) In der Kunst der Westkirche wird das Lamm häufig dargestellt. Das Lamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln entspricht der Beschreibung der Offenbarung (Offb 5). Das sieg­reiche Lamm wird of mit einem Kreuzstab oder mit der Kreuzfahne dargestellt. Die Verehrung des Jesuskindes als selbstän­dige Figur ohne Kontext reicht bis ins Spätmit­telalter zurück. 44 Die barocken Darstellungen stammen noch hinsichtlich ihrer thematischen und kontextuellen Wurzeln aus dem Mittelalter. Die Denkmäler zeigen die theologische Ein­stellung der gegebenen Zeit und die zunehmend subjektive Devotion der Gläubigen. Johannes der Täufer und Johannes der Evan­gelist, der Vorläufer und der Lieblingsjünger Christi, werden in der westlichen Kunst häufig zusammen dargestellt. Die Ursachen für ihren gemeinsamen Auftritt sind nicht nur in der Übereinstimmung ihres Namens zu suchen. Die Parallele hat auch ihre typologischen Gründe, Johannes der Täufer war der erste, der Jesus als Messias erkannte und dies verkündete, der Evangelist Johannes verkündete hingegen in seinen Offenbarungen das Ende der Welt. Der Täufer nannte den Menschen Jesus Lamm Gottes, der Evangelist erarbeitete die Theologie der Menschwerdung und griff das Bild des Gotteslammes in seiner Apokalypse wieder auf und verband es mit dem Symbol des Buches mit den sieben Siegeln. 45 Was die möglichen Vorbilder der Darstellun­gen auf Seberths Meßgewändern betrifft, hat Dora Heinz aufgeworfen, daß angesichts der Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen in der Stickerei mehrerer Stücke wohl angenommen werden darf, daß Seberth Zeichnungen und Grafiken verwendete. Bereits bei seinen frühen Paramenten mit rein ornamentaler Dekoration mußten irgendwelche Vorlagen vorhanden ge­wesen sein. Wie er auch bei den späteren Bild­stickereien gewiß die ihm zugänglichen Werke verschiedener Künstler verwendete. Die Ge­staltung der architektonischen Hintergründe seiner Kasein, die verschiedenen Rocaille-For­men und die Verbindung der architektonischen Elemente erschienen an den Blättern zahlrei­cher Augsburger Stecher. Ähnliche Beispiele finden sich im Kreis von Habermann, Baum­gartner und den Brüdern Klauber, von denen sich Seberth anregen lassen konnte. 46 Der Meis­ter konnte von Einzel formen bis zu den ver­schiedensten Kombinationen zahlreiche Ideen aus unterschiedlichen Verwendungsbereichen schöpfen. Diese waren ihm wohl als Einzel­werke oder ganze Folgen bekannt, und er ver­wendete sie auch zum Rahmen und den Neben­motiven der Rahmen. Unter den Parallelen begegnet man an Augsburger Grafiken religiö­sen Themas auch solchen Beispielen, wo das Bildprogramm mit erklärenden Texten ergänzt ist, wie bei den Illustrationen von Joseph und Johannes Klauber zur Lauretanischen Litanei. 47 Die Bühnenhaftigkeit des Rahmenmotivs legt auch die Annahme nahe, daß die Gestaltung der Kasein auch durch Bühnenbilder oder Darstel­lungen von theatrum sacrum beeinflußt sein könnte. 48 Auch im Fall der größeren Bilder ist es wahr­scheinlich, daß Seberth für die Stickereien Vorlagen verwendete. Unter diesen angenom­menen Vorlagen seiner Kompositionen gelang es Dora Heinz, eine zu bestimmen. Im Fall des Gethsemanebildes nahm sie an, daß die Haupt­gruppe nach einem Bild aus dem Kunstkreis Paul Trogers stammt. Troger selbst hat diese Szene wiederholt gestaltet und seine Kompo­sition wurde auch von seinen Schülern über­nommen. 49 Das Gemälde in der Johannspitals-

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