Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)
Réka SEMSEY: Eine bislang unbekannte Arbeit von Wilhelm Jakob Seberth in Ungarn. Die Meßkleidgarnitur von Erzbischof József Batthyány in der Schatzkammer der Erzdiözese von Kalocsa
zu beiden Seiten der rahmenden Architektur an der Rückseite kommen sonst in dieser Periode nirgends vor, sie sind aber dem Blumendekor der frühen Werke ähnlich. Dora Heinz folgerte daraus, daß dies das früheste Stück der Bildstickereien sein könnte. Bezüglich der Kasel von Seitenstetten ist Seberths eigenhändige Quittung überliefert, in der angegeben ist, daß er daran ein ganzes Jahr arbeitete. Demnach ist es wahrscheinlich, daß die Kasel von St. Ulrich unmittelbar vor dem Seitenstetter Meßgewand, 1760/61 ausgeführt wurde. Im Ursulinenkloster von Würzburg befindet sich ein anderes Werk von Seberth, die sogenannte Weihnachtskasel, die er im Jahr 1765, an seinem Lebensende vollendete. 26 An der Vorderseite stellte er die Verkündigung, an der Rückseite die Anbetung der Hirten dar. Außer dem Ensemble von Würzburg trägt noch eine Palla im Wiener Schottenstift, die zu einem anderen Meßgewand gehört, ebenfalls das Datum 1765. Komposition und Stickart stehen gleicherweise dem Würzburger Gegenstück sehr nahe. An der Vorderseite des Wiener Meßgewandes ist die Verkündigung, an der Rückseite die Darbringung Jesu im Tempel dargestellt. (Abb. 17-18.) Die Komposition der Verkündigung stimmt an beiden Kasein überein, abgesehen davon, daß im Vergleich zum Stück in Schottenstift die Darstellung der Würzburger Stickerei spiegelverkehrt ist. Dora Heinz machte darauf aufmerksam, daß die Inschrift der Wiener Palla mehrere Schreibfehler aufweist und auch der Name Seberth fehlt. 27 Das Meßgewand von Kalocsa, laut Inschrift 1764 vollendet, ist der Kasel des Schottenstiftes ähnlich, die Darstellungen stimmen an der Vorder- wie auch an der Rückseite überein. An der Stola und am Manipel steht jeweils die gleiche Inschrift, und auch das Kelchvelum ist mit der gleichen Darstellung geschmückt. József Batthyány 0727-1799), der an der Bursa als Inhaber genannt ist, war der zweite Sohn von Lajos Batthyány, einem Palatin Ungarns. Er absolvierte das Gymnasium in Kőszeg. Seine Mutter, Therese von Kinsky übte mit ihrer Religiosität und ihrem Lebenswandel einen großen Einfluß auf den jungen Batthyány aus. Theologie studierte er nicht wie damals üblich in Rom, sondern in Tyrnau. Seine Professoren am Seminarium Rubrorum waren unter anderen János Prileszky und und andere Jesuiten. Er wurde 1751 zum Priester geweiht, ab 1752 war er Domherr in Esztergom, dann Probst in Rátót, Vasvár und Preßburg. Die Bischofsweihe empfing er am 2. Dezember 1759 in Wien von Erzbischof Christoph Migazzi von Esztergom. Er war dann ab 1760 Erzbischof von Kalocsa und ab 1776 Erzbischof von Esztergom, 1778 erhielt er die Kardinalswürde. Er krönte 1790 Leopold IL, dann 1792 Franz I. zu Königen von Ungarn. Er starb am 23. Oktober 1799 in Preßburg, zu den Trauerfeierlichkeiten kam es zwischen dem 10. und 12. Dezember im Dom von Preßburg. 28 Er war ein ausgezeichneter Redner und ein guter Politiker und einer der hauptsächlichen Ratgeber von Kaiserin Maria Theresia. Während des Aufenthaltes von Papst Pius VI. vermittelte er zwischen dem Papst und dem Kaiser, und beide Parteien waren mit seiner Tätigkeit zufrieden. Auch am Landtag von 1790/91 spielte er eine führende Rolle. Obwohl er gegen die Gesetze zugunsten der Protestanten redete, vertrat er innerhalb seiner Partei den gemäßigten Standpukt. 29 Als er 1760 Erzbischof von Kalocsa wurde, setzte er die Reorganisationstätigkeit seines Vorgängers Erzbischof Ferenc Klobusiczky fort. 30 Während seiner Amtszeit wurden die Türme des Doms von Kalocsa ausgeführt, er erwarb Glocken und eine Orgel, ließ den Dom ausmalen und versah ihn mit liturgischem Gerät und mit Paramenten. 31 Später, als Erzbischof von Esztergom verwendete er außer seinen kirchlichen Einkünften auch den Großteil seiner privaten Einkünfte für Erziehungs- und religiöse Ziele. 32 Erzbischof Batthyány ließ den Primatialpalast in Preßburg durch Melchior Hefele errichten und nahm den Wiederaufbau des Erzbischofssitzes 1777 in Angriff. Er beauftragte auch mit der Innendekoration die namhaftesten Künstler, Franz Anton Maulbertsch malte das Deckenfresko der Kapelle und das Wandbild des Tympanons der Hauptfassade, deren Statu-