Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

Réka SEMSEY: Eine bislang unbekannte Arbeit von Wilhelm Jakob Seberth in Ungarn. Die Meßkleidgarnitur von Erzbischof József Batthyány in der Schatzkammer der Erzdiözese von Kalocsa

der Darbringung Jesu im Tempel - die als bib­lische Darstellung an das bekannte „Suscipe Domine"-Gebet der Spiritualität des Heiligen Ignatius anklingt - hält er für ein spezielles Jesuitenthema. 16 Die Ornate von Wilhelm Jakob Seberth hat Dora Heinz bearbeitet, aber in der umfassend­sten Zusammenfassung des Lebenswerks des Seidenstickermeisters ist das Meßgewand für József Batthyány nicht berücksichtigt. 17 Zuerst befaßte sich Hans-Peter Trenschel eingehender mit Wilhelm Jakob Seberth, auf­grund von Archivforschungen schrieb er ihm zwei volle Ornate und drei Kasein zu und erschloß auch die wichtigsten Daten seines Lebens. 18 Dora Heinz konnte dem Lebenswerk, gestützt auf Trenschels Forschungen, fünf wei­tere Meßgewänder mit Zubehör zuführen. 19 Wilhelm Jakob Seberth wurde 1715 als ers­tes Kind des Viertelschreibers Johann Andreas Seberth und seiner Gattin Maria Christina Brumm in Würzburg geboren. Er wählte den geistlichen Beruf und wurde 1742 im Dom sei­ner Geburtstadt zum Priester geweiht. Wann er Würzburg verließ, wo und bei wem er die Aus­bildung zum Seidensticker erhielt, darüber sind keine Angaben überliefert. Er ließ sich vor 1750 in Wien nieder, wo er bis zu seinem Tode im Jahr 1765 lebte. Die ersten schriftlichen Belege, die ihn in Wien ausweisen, berichten über seine Tätigkeit als Seidensticker. Trotz­dem bezeichnete er sich immer als Priester, genauer als „Weltpriester bei St. Peter in Wien", und nicht als Stickermeister. In offiziellen Dokumenten scheint er als Priester auf. Ähn­lich der Palla in Kalocsa stickte er seine Signa­tur auch in anderen Fällen auf die Palla und nannte sich folgerichtig Priester. Aufgrund der Quellen und der erhaltenen Werke ist es beinahe sicher, daß seine gestick­ten Werke in Wien, in der zweiten Hälfte seines Lebens entstanden sind. Dora Heinz gliederte seine Arbeiten in zwei Gruppen: in die erste gehören die früheren Werke mit reicher orna­mentaler Dekoration, in die zweite Werke aus den letzten Lebensjahren des Meisters mit Bild­stickereien. Ein herausragendes Werk der erst­en Gruppe ist der sogenannte Friedrichspächer Ornat, den der Stickermeister 1752 vollendet hat. 20 Mit diesem Ornat weist der Ornat für die Zisterzienserabtei von Bronnbach stilistische Ähnlichkeit auf. 21 Dora Heinz wies dem Frühwerk Seberths weitere zwei Meßgewänder aus Böhmen zu, den Ornat von Abt Jakob Chmel aus der ehema­ligen Benediktinerabtei Brevnov (heute Prag, Kunstgewerbemuseum) und einen Ornat in Hradec Králové (Königgrätz), der traditionell mit einem Bischof von Königgrätz aus der Familie Vratislav von Mitrovic verbunden wird. Eine Kasel in der Benediktinerabtei St. Lamb­recht reihte sie ebenfalls in diese Gruppe ein. 22 Später konnten noch zwei Werke aus den Para­menten für die Würzburger Hofkirche diesem Kreis zugeordnet werden: der Ornat von Fürst­bischof Karl Philipp von Greiffenklau sowie eine Kasel mit Kelchvelum. 23 Bereits auf die­sen Frühwerken erscheinen die Motive Wein­traube und Weizengarbe, die zusammen auf das Meßopfer verweisen. Die Meßgewänder der zweiten Gruppe mit reicher Bildstickerei sind einmalig und unver­wechselbar mit den Arbeiten anderer Seiden­sticker. Aus dieser Periode sind sonst keine ähn­liche Bilderkasel in Nadelmalerei mit Seiden­und Wollgarn bekannt. Seberth datierte und sig­nierte diese Werke mit seinem vollen Namen. Im Jahr 1762 wurde die Kasel bei den Ursulinen in Würzburg mit der Darstellung des letzten Abendmahls an der Rückseite und der Schlüs­selübergabe an Petrus an der Vorderseite vollen­det. 24 Im darauffolgenden Jahr wurde die soge­nannte Passionskasel ausgeführt, die sich im Stift Seitenstetten befindet. Die Rückseite trägt die Darstellung Christus vor Pilatus, die Vor­derseite die der Beweinung Christi. 25 Ein ähnli­ches Stück ist die Kasel der Wiener St. Ulrichs­kirche, an deren Vorderseite mit der in Seiten­stetten übereinstimmend die Beweinung Christi, an der Rückseite hingegen Christus auf dem Ölberg dargestellt ist. Das ist das einzige Werk, von dem die Signatur und das Datum fehlen. Wegen der Art der Stickerei und der Ähnlichkeit zur Kasel in Seitenstetten unterliegt es jedoch keinem Zweifel, daß es sich auch diesmal um ein Werk von Seberth handelt. Die größeren Blumen

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