Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 21. (Budapest, 2002)

Györgyi NAGY: Textilmuster als Dekorationselemente an Flügelaltären des mittelalterlichen Ungarns

Sekretär, und nachdem ihm sein Bruder das Amt des Probstes von Titel überlassen hatte, begann seine kirchliche Laufbahn. Er gehörte zum engsten Kreis von König Matthias Corvi­nus, so lernte er die Kultur der Frührenaissance von Italien kennen. Unter dem nächsten Herr­scher, Wladislaw IL, war er Großkanzler, seit 1497 Erzbischof von Esztergom, 1510 Kardi­nal. 18 Die beiden Kasein in der Sammlung des Domschatzes beweisen, daß dieser Stoff in der behandelten Periode in Esztergom vorhanden war. Im Inventar von 1609 ist das erwähnte Stück unter den grünen Kasein folgender­maßen beschrieben: "Quarta casula ex purpura viridi cum cruce lata, habens crucifixum in medio de super est imago Dei Patris, a lateri­bus St. Petri et Pauli, aliorumque Sanc­torum." 19 Nach den Feststellungen von József Dankó kommt das Stück auch im Inventar aus dem 16. Jahrhundert vor, das in Drégelypalánk bewahrte wurde, aber die Beschreibung ist so knapp gehalten, daß sie auf jede Kasel aus golddurchwirktem grünen Samt bezogen wer­den könnte. 20 Die rote Kasel, die das Vorbild lieferte, läßt sich mit keiner der Kasein in den Inventaren identifizieren, obwohl sie seit dem 16. Jahrhundert zur Schatzkammer gehörte. Auch Erzbischof Bakócz dürfte diese Stoffe gekannt haben. Vermutlich gelangte der Samt­stoff durch einen dieser hochgestellten Stifter nach Okolicsnó und somit auf die Festtagssei­te des Hochaltars, die in der Regel mit den modernsten und in weiten Kreisen bekannten Mustern geschmückt wurde. Die folgenden drei Altäre, an denen dieses Muster in Erscheinung tritt, befinden sich in der Zips. Die Tafeln des Hochaltars Sankt Georg von Georgenberg (1516) 21 wurden vom Meister von Kabsdorf gemalt, die Holzfiguren wurden im der Werkstatt des Meisters Paul von Leutschau aus­geführt. Die äußeren Flügelbilder des Hochaltars Sankt Jakob von Leutschau (1517/18) 22 werden der Werkstatt des Meisters von Kabsdorf zuge­schrieben. (Der Meister dürfte nach dem Hoch­altar von Georgenberg, nach 1516 seine länger währende Arbeit in Kabsdorf (Káposztafalva, Hrabusovce) die Ausführung der Tafeln des Hochaltars in Angriff genommen haben, so konnte er die Tafeln in Leutschau nicht allein ausführen, wohl aber die Arbeiten beaufsichtigt und kontrolliert haben.) Die Skulpturen des Altars wurden von Meister Paul von Leutschau (und seinen Werkstattgenossen) ausgeführt. Der Meister des Hochaltars Sankt Marga­rethe von Mühlenbach (1515—1520) 23 hat die Tafeln und die Skulpturen des Retables alle selbst ausgeführt. Er stand mit der Werkstatt des Meisters der Antoniuslegende in Verbin­dung, dessen Schüler und unmittelbarer Mitar­beiter der Meister von Kabsdorf war. Die erste Frage, die dabei aufkommt, bezieht sich darauf, wie dieses Textilmuster (oder diese Schablone) wohl in die Werkstatt dieser drei Altäre gelangte: durch den Meister von Oko­licsnó, oder über andere Vermittlung? Nach den Forschungen von Jifi Frajt 24 arbei­tete der Meister von Okolicsnó "sporadisch" - gelegentlich - mit Meister Paul von Leut­schau zusammen, und das wichtigste Ergebnis und Zeugnis dieser Zusammenarbeit ist der ein­stige Hochaltar der Franziskanerkirche von Okolicsnó. Die Figuren der Barbara und der Katharina schnitzte der Meister der Geburt Christi, der in der Werkstatt des Meisters Paul von Leutschau arbeitete, und zwar gleichzeitig mit der Ausführung des Hochaltars. Die Verbin­dung zwischen dem Meister von Okolicsnó und der Werkstatt des Meisters Paul von Leutschau ist also (prinzipiell) gegeben, die Verbreitung dieses Musters über diesen Weg ist möglich. Die Komposition des Textilmusters stimmt an allen drei Altären überein, aber in den Details lassen sich auch Abweichungen beobachten: in Okolicsnó sieht man in der siebenlappigen Rosette eine Längsstrichelung, in Georgenberg (Szepesszombat) und Leutschau eine Querstri­chelung, in Leutschau setzt sich der obere Teil der Rosette unmittelbar in den Ranken fort. Die Abweichungen in den Detailformen, wie die Binnenzeichnung der Ananas und der Granatäp­fel sowie die Muster der Vasen sind innerhalb einer Werkstatt zulässig, möglicherweise wurde dieselbe Schablone verwendet. Eine weitere Frage lautet: wer hat die Scha­blonen geliefert, der Maler oder der Bildschnit­zer? Man sollte folgende Umstände berück-

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