Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 20. (Budapest, 2001)

Attila SZEMÁN: Eine bergmännische Geduldflasche in der Sammlung für Keramik und Glas des Kunstgewerbemusems Budapest

ATTILA SZEMÁN EINE BERGMÄNNISCHE GEDULDFLASCHE IN DER SAMMLUNG FÜR KERAMIK UND GLAS DES KUNSTGEWERBEMUSEUMS BUDAPEST Die künstlerische Wiedergabe des Bergbaues und der Bergwerke hat den Schöpfern solcher Darstellungen spürbar immer ernste Probleme bereitet. Es ist nicht leicht, die Arbeit des Berg­mannes zu zeigen und gleichzeitig die Stim­mung der geschlossenen Innenwelt der Berg­werke mitempfinden zu lassen. Den im offenen Raum wirkt die Bergmannsarbeit ganz anders als in den Bergwerken unter Tage. Vielfach hatte auch der Künstler selbst nur indirekte Kenntnisse von den Bergwerken. Eine wirk­lichkeitsgetreue Darstellung der engen mittelal­terlichen Strecken und Schächte war jedoch auch nicht möglich, weil man in den 80 x 80 cm und bestenfalls 150 x 90 cm großen Strecken bei dem außerordentlich engen Raum über­haupt nichts sehen konnte. Deshalb suchte man nach den verschiedensten Möglichkeiten, die Grubenräume darzustellen. Eine Lösung war, daß man den Berg des Bergwerks an den ver­schiedensten Punkten öffnete, ihn sozusagen durchlöchert darstellte und durch die kleinen Öffnungen hindurch einzelne Teile der Arbeit zeigte. In gewisser Weise die Vervollständi­gung dieser Methode war die Unterbringung des Bergwerks in einer Flasche, bei der andererseits gleichzeitig auch die vielseitige Stimmung der Bergwerke nur beschrenkt vermittelt werden konnte. Man konnte natürlich im Raum der Flasche kein wirklichkeitsgetreues Bergwerk mit Schächten und Stollen modellieren, ander­erseits aber mit der Versetzung des Bergwerks in ein Glas gleichsam den Berg öffnen und durchsichtig machen. Die mit dem Bergwerk eng zusammenhängende Dunkelheit bzw. Dämmerung - ein grundlegender Bestandteil der Stimmung - fehlt so freilich im Gesamtein­druck, gleichwohl zeigt das ins Glas einge­schlossene Bergwerk auch seine Abgeschlossen­heit an. DIE BESCHREIBUNG DES GEGENSTANDES Glas, Holz, verschiedene Grubenerze: Cin­nabarit [HgS] rot; Argentit [Ag 2 S] bleigrau, im Zerfallszustand fahlgrau; Realgar [As 2 S 2 ] orangerot I Auripigment [As 2 S 3 ] orange; 1 Markasit [FeS 2 ] grünlich scheinend, dunkel­grau; Quarz [Si0 2 ] durchsichtig, weißlich; Amethyst [Si0 2 ] durchscheinend, lila; Lasurit [(Na, Ca) s (SO A , Cl, S) 2 ] blau, manchmal violett scheinend; Chalkopyrit [CuFeS 2 ] kupfergelb; Pyrit (Eisenkies) [FeS 2 ] metallglänzend, gold­gelb; Galenit [PbS] metallglänzend, bleigrau; bleigraues Erzpulver. 2 Schemnitz [Selmecbánya, heute Banská ètiavnica, Slowakei], 1745. H: 24 cm, B: 9,8 x 9,7 cm Inv.-Nr.: 84.310 Grundlegender Bestandteil der Geduldtla­sche ist die Glasflasche, in der der Grubenbau untergebracht wurde. Es handelt sich um ein quadratisches, geblasenes sog. Hüttenglas mit gerundeter Schulter, an dessen Boden sich der Blasstumpf befindet. Diesen Typ eckiger Form nennt man allgemein „Flaschenfutter"; vermut­lich wurde es in Ungarn hergestellt. Die kurz­halsige, fast völlig prismenförmige Flasche ist unter den ähnlichen Exemplaren völlig atyp­isch. Zugleich widerspricht sie auch deren Grundfunktion. Sie wurden nämlich im 17.-19.

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