Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 20. (Budapest, 2001)

Attila SZEMÁN: Eine bergmännische Geduldflasche in der Sammlung für Keramik und Glas des Kunstgewerbemusems Budapest

Jahrhundert zur Aufbewahrung der auf Reisen mitgeführten Getränkevorräte der Aristokraten, ranghohen Beamten und reichen Bürger herge­stellt. Der höhere Hals war grundlegend wich­tig für das leichtere Ausschenken des Weins und die eckige Form die Grundvoraussetzung für eine bessere Raumausnutzung. Boden und Querschnitt waren im allgemeinen rechteckig. Sehr wahrscheinlich wurde dieses Exemplar dezidiert zur Herstellung einer Geduldflasche in diese Form geblasen. 3 In den kurzen Hals der Flasche (Abb. 1 und 2) paßt ein flacher, oben gerundeter, aus Hart­holz geschnitzter Stöpsel hinein. Er ist überall rot bemalt, und oben ist die Verkeilung gut zu sehen (Stöpsel-Dm: 42 mm, Stöpsel-H: 1,5 cm; Keil-Dm: 8 mm). Der Stöpsel passt fast genau in den Hals und läßt sich gegenüber den zu­meist lockeren Stöpseln der Geduldflaschen kaum bewegen. Im unteren Teil des Stöpsels unter dem Hals sitzt ein flacher Querbalken, der das Herausziehen verhindert. In der Flasche ist ein dreistöckiges Bergwerk untergebracht. Auf schön sauber zusammenge­fügte und rot bemalte Holzauszimmerung bauen die inneren Stockwerke auf. Der Fla­schenboden ist mit irgendeinem nicht eindeutig zu definierenden Material - Ton? Wachs? ­ausgefüllt, damit er eben wird, und darauf stellte man das Gerüst für die Stockwerke. Dies ist ein Gerüst mit vier Stützpfeilern, das der Technik der Auszimmerung im Bergwerk folgt und wegen des Fehlens der Befestigung in der Schachtwand und des Futterbretterwerks an einen Schachtausbau erinnert. Die erwähnten Mängel rühren von der Absicht des einstigen Schöpfers her, daß das Bergwerk eingesehen werden könne. Unten schuf er zuerst eine Dielung, die aus 3 mm dicken Brettchen beste­ht. Darauf setzte er in die vier Ecken die eckig geschnitzten, blockartigen roten Balkensohlen. Auf den Balkensohlen befestigte er senkrechte Balken mit rundem Querschnitt, die er mit Pyritpulver mit Silber überzog. Gewiß hat er die Oberfläche mit Leim überzogen dann das Pulver darübergestreut. In der Höhe des Fußbodens des folgenden Stockwerks setzen sich die Balken in Balkensohlen ähnelnden Holzbauteilen fort. In deren seitlich eingetiefte Öffnungen passen - und zwar sehr genau - jene Querträger hinein, auf denen der aus Brettchen bestehende Fußboden befestigt wurde. Die brei­teren Holzbauteile und die Trägerenden sowie die Bretterkanten des Fußbodens waren rot bemalt, während die übrigen Teile naturfarben belassen wurden. Beim dritten Stockwerk ist die Lage ähnlich, hier liegen aber die Träger­enden überblattend auf den Stützenenden an der Ecke auf. Im folgenden nenne ich die Seite mit der Jahreszahl die Vorderseite. 4 Auf winzigen Pa­pierstückchen an den verschiedenen Gegen­ständen stehen Zahlen, auf den Bergmannsfigu­ren aber nie. Da auf jedem Stockwerk die Zähl­ung neu beginnt, hängt sie offensichtlich mit der Reihenfolge des Aufklebens zusammen. Die Nummern auf den unteren beiden Stock­werken folgen dem Gang des Uhrzeigers, dage­gen laufen sie auf dem obersten Stockwerk diesem entgegengesetzt. Dies läßt sich leicht auf den Grundrissen der Stockwerke verfolgen. Die Erzstückchen sind winzig und liegen auf einer Art Traggestell. Dieses ist offensichtlich ein Holzstückchen, das mit irgendeinem Erz­staub überzogen wurde, wobei dieses Erz nie mit der Art der daraufgelegten Erzstückchen übereinstimmt. Die mit der Feder geschriebe­nen Nummern auf etwa 4x4 mm kleinen Pa­pierstückchen sitzen an der nach außen gerich­teten Fläche der Gestelle. Auf die Erzstückchen wurden sie nirgendwo geklebt. Auf dem untersten Stockwerk (Zeichnung 1), in der Mitte der Vorderseite, zeigt sich ein außen mit Cinnabaritpulver und innen mit grauem Erzstaub bezogenes Gestell mit der Nummer 3 (Abb. 3) mit einem kleinen Silber­erzstückchen darauf, wahrscheinlich Argentit. Auf seinen beiden Seiten steht je ein Berg­mann. Der linksseitige wendet sich dem Erz zu, in der Hand Bergeisen und Schlägel. Der rechtsseitige steht in zurückgewendeter Haltung und hat statt des Bergeisens einen Meißel in der Hand. Ihre Kleidung ist gleich, schwarzer, oben offener Kittel, weiße Knie­hose, schwarze Knieleder (Knieschützer), weiße Strümpfe, schwarzes Arschleder, nied-

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