Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 20. (Budapest, 2001)

In memoriam

bildete: Das Staatsarchiv verlassend hat sie ihre Arbeit im Kunstgewerbemuseum fortgesetzt, wo sie durch dreiundzwanzig Jahren als Res­taurator tätig war. Während dieser Zeit wurde ihr häufig jene Freude und Genugtuung gegönnt, die die begabten Restauratoren fühlen können, als ein wertvolles, altes Kunstwerk, dank ihrer Bemü­hungen, zum neuen Leben erwacht. Katalin Soós freute sich besonders, wenn sie eine schwere, komplizierte Aufgabe in Zusammen­arbeit mit ihren Kollegen - Fachmännern an­derer Kunstgattungen - vollenden konnte. Un­ter ihren komplexen Arbeiten, die je eine große Herausforderung bedeuteten, seien diesesmal die folgenden erwähnt: „Bekleidete" Maria­und Madonnen-Figuren aus dem 18. Jahr­hundert; Figur eines männlichen Heiligers mit bewegbaren Armen und einer Musikautomatik. Dieses letztere Werk kann Juanello Torriano, dem berühmten spanischen Meister aus dem 16. Jahrhundert zugeschrieben werden. Viele Kollegen erinnern sich dankbar an die gehaltreichen Konsultationen mit Katalin Soós, da ihre naturwissenschaftliche Rüstung ebenso vorbildlich war, als ihre Annäherungsmethode - voll von Empfindung und Demut - zu den alten Kunstwerken und ihren Meistern. Wäh­rend der Vorbereitungen je einer wichtigen Arbeit konsultierte auch sie selbstverständlich mit Fachleuten verschiedener Disziplinen. Die Melodie der erwähnten Musikautomatik, nach­dem sie es in Noten gesetzt hatte, überprüfte sie mit Hilfe von gelehrten Musikhistorikern. Auch aus diesem Anlaß erwies sie sich als erfindliche Mitarbeiterin angesehener Experten. Das war gar nicht überraschend für jene Kollege und Freunde, die ihr wirklich nahe gestanden sind. Wenige hatten nämlich so gründliche und tiefe Kenntnisse im Bereich der alten Musik, als sie. Es sei in diesem Zusammenhang erwähnt, daß sie seit den sechziger Jahren als verehrtes und allgemein beliebtes Mitglied des berühmten Gesangchors Lutherania tätig war. Auf diese weise beteiligte sie sich an vielen großzügigen Aufführungen verschiedener Monumental­werke von J. S. Bach und G. F. Händel in der Pester Evangelischen Kirche (am ehemaligen „Kohlmarkt", heute: Deák tér). Es ist auch verständlich, daß sie während der langen, im Museum verbrachten Jahren äußer den Restauratoren auch zu anderen Kollegen häufig in fruchtbaren Arbeitsbeziehungen trat. Anläßlich der Vorbereitung und Veranstaltung vieler Ausstellungen konnte man ruhig auf ihre Fachkenntnisse und Hilfsbereitschaft rechnen. Ihre Mitwirkung war besonders wertvoll und trug in großem Maße zum Erfolg jener Aus­stellung bei, die unter dem Titel „Kunst und Handwerk" im Jahre 1985 eröffnet wurde. Die einzige bedeutende offizielle Anerkennung wurde ihr in 1998 gegeben, als sie sich pen­sionieren ließ; vom Kultusministerium wurde sie von Preis Noémi Ferenczy verehrt. Im Januar 1986 hat das Budapester Kunstge­werbemuseum ein ausgewähltes Materiel seiner Sammlung im namhaften und wohlbekannten Grassi Museum in Leipzig gezeigt. Die Sonderausstellung mit dem Titel „Erlesenes Tafelgerät; Textil- und Möbelgestaltung des 17­20. Jahrhunderts" wurde von Márta Péter - zu jener Zeit Leiterin der Modemen Sammlung ­und Katalin Soós veranstaltet. Zu den späteren Jahren, verschiedene Ereignisse in Anekdoten­form wachrufend, erinnerten sie sich beide gem an dieses gemeinsamen Erlebnis, die Umstände in der damaligen DDR (die in vielen Bezie­hungen - wenn auch nicht in jeder Hinsicht - zu den hiesigen ähnlich waren). Wäre es nur glaub­haft, daß sie beide - nunmehr fem von der erlebten irdischen Realität - irgendwo sich tref­fen und mit Frohsinn, nach ihrer Herzenslust mit der Neugestaltung ihres schönen, reichen, imaginären Museums sich beschäftigen werden. András Szilágyi

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