Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 20. (Budapest, 2001)

In memoriam

KATALIN SOÓS (1939-2000) lm April 1975, als das Budapester Kunstgewer­bemuseum sie angestellt hat, war es nicht nötig den „neuen" Kollegen sie vorzustellen. Ihre frühere Tätigkeit hat nämlich eine allgemeine Anerkennung in Fachkreisen erweckt, da sie seit 1961 als Papier­und Buchrestaurator bei einem weitberühmten In­stitut arbeitete. Es war die Restaurierungswerkstatt des Ungarischen Staats­archivs, wo in diesen Jahren zahlreiche wich­tige Ergebnisse entstanden und bedeutende neue Arbeitsmethode experimentiert wurden. Es war vor allem der mühelosen Leiterin der Werkstatt - Ilona Hasznos-Szöllős ( 1907-1989) - zu danken, bemerkenswert ist aber, daß einige, vorzüglich ausgebildete junge Kollegen sich auch darin verdient machten; das kann vor allem über Katalin Soós gesagt werden. Zu ihrem außergewöhnlichen Sachverständ­nis und ihrer Leistungskraft gesellte sich eine nicht weniger bedeutende Eigenschaft; die Innovationsfähigkeit - wenn wir einen, heutzu­tage modischen Ausdruck benützen wollen -, die sie eher als Gabe der Invention nannte. Auf diesem Grund - und in eingehender Kenntnis der Eigenschaften verschiedener Materien - ist es ihr gelungen, wichtige neuentdeckte Restau­rierungsverfahren in Praxis einzuführen. Diese Arbeit trug wesentlich bei, zahlreiche mittelal­terliche Schriftsquellen, die auf Pergament erhalten geblieben sind, zu behüten. So ist es kein Zufall, daß die angesehenen,auch die ausländischen Organi­sationen dieses Fachbe­reiches - ihre Leiter mit einbegriffen - auf die Tä­tigkeit von Katalin Soós aufmerksam wurden. Da­für sprechen zahlreiche Konsultationen, die sich seit 1971 immer häufiger wiederholten. Im Septem­I ber dieses Jahres hat näm­lich die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Archiv-, Bibliotheks- und Graphikrestaurato­ren ihre Tagung in Budapest gehalten. Es sei bemerkt: Aus diesem Anlaß hat das Budapester Kunstgewerbemuseum - als eine der offiziellen Stellen der Veranstaltung - eine Kammer-Aus­stellung eröffnet, wo - neben den Prachtwerken der Buchsammlung - einige, vor Restaurierung stehende Exemplare auch gezeigt wurden. Ka­talin Soós, vielleicht als Einzige der Besucher dieser Ausstellung, hat die „Botschaft" der letz­teren Stücke ergriffen und gleichzeitig hat den Anlaß genommen, die Sammlung aus dem Standpunkt des Fachmannes abzuschätzen. Zu­gleich erfrischte sie jene Kenntnisse über Le­derarbeiten und Bucheinbände, die sie nach Anweisungen von Professor József Fabró in der Mittelschule - im berühmten Gymnasium für bildende und angewandte Kunst - erlernt hatte. All dies erbrachte wahrscheinlich den Ent­schluß, der den Wendepunkt ihrer Fachkarriere

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