Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 18. (Budapest, 1999)
András SZILÁGYI: Eine Silberdose aus dem 17. Jahrhundert mit dem Wappen Siegmund Friedrich von Herbersteins
beide mit Unterstützung der protestantischen Stände auf den Gipfel ihrer politischen Laufbahn gelangt waren: der Landeshauptmann der Steiermark, wie bereits erwähnt, 1594, der Palatin von Ungarn am Landtag von Ödenburg 1625 (und zwar annähernd im gleichen Alter, erstere mit fünfundvierzig, letzterer mit zweiundvierzig Jahren). Die Glättung oder wenigstens Entschärfung der sich oft zuspitzenden Konflikte zwischen dem Herrscher und den Ständen war eine Aufgabe, die beide ziemlich oft zu bewältigen hatten. Die Mittel, die ihnen zur Verfügung standen, waren auch so ziemlich ähnlich. Hinsichtlich der grundlegenden Ziele, der Rekatholisierung und der Unterstützung der Positionen des Reichs, wurden beide im wesentlichen von den gleichen Konzeptionen geleitet. Die Tätigkeit der beiden ließ sich schließlich und endlich als ergebnisvoll — und auf längere Sicht unbedingt als erfolgreich — bewerten, auch noch in einem weiteren gemeinsamen Anliegen, hinsichtlich der Organisation und Leitung der Verteidigung gegen die Türken. Es liegt auf der Hand anzunehmen, daß der Grazer Jesuitenpater dafür gesorgt hat, daß diese Zusammenänge dem viel versprechenden jungen Talent des Konvikts nicht verborgen blieben. Wir können freilich nicht wissen, in welcher Form er dies alles zum Ausdruck brachte und — vermutlich im Herbst 1649 — dem Fünfzehnjährigen mitteilte. Es ist durchaus vorstellbar, daß er die verbale Mitteilung durch irgendeine inhaltsreiche Geste, ein "persönliches" Geschenk bekräftigte. Die Übergabe eines Geschenks hat an sich schon einen "Botschaftswert". Besonders, wenn es an die Person einer früheren Epoche erinnert und darüber hinaus noch mittelbar auf eine weitere historische Persönlichkeit hinweist, die mit der ersten in Beziehung stand, und die beiden in ihren Ideen und Zielsetzungen verwandt waren. Und erst recht, wenn diese "heraufbeschworene" Persönlichkeit zum engsten Kreis des Beschenkten gehörte, dessen Vater und Ideal war. Es ist übrigens wohl vorstellbar, dass der Professor des Jesuitenkollegiums zu Graz, ausser seinen Onkel, auf anderen Mitglieder seiner Familie - bzw. auf deren nachahmungswürdigen Lebensdaten - den jungen Hausbewohner des Konvikts auch aufmerksam machte. Der jüngste Sohn des Freiherren Siegmunds Friedrichs, und zwar Georg Sicgmund von Herberstein (15941663) - der damals sein fünfzigstes Lebensjahr schon vollendet hatte - könnte in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Als treuer Anhänger der Habsburger Reichspolitik bekleidete er fast die selben Positionen, die früher von einer anderen namhaften Persönlichkeit der Familie - Georg Rupprecht von Herberstein (jl612) - getragen worden sind. Alle beiden waren Reichshofräte und obersten Stallmeister: der ältere an der Hofsverwaltung der Erzherzöge Karls und Ferdinands, der jüngere an jener des Erzherzogs Leopold Ignatius', des künftigen Kaiser Leopolds I. 9 Nach all diesen Überlegungen und in Anbetracht der früher angeführten Tatsachen sei uns eine mehr oder weniger begründete Annahme gestattet. Es könnte sein, daß die zur Frage stehende vergoldete Silberdose als ein Geschenk des Professors des Grazer Jesuitenkollegs, Ferdinand Herberstein SJ, vermutlich im Herbst 1649, in den Besitz des jungen Paul Esterházy gelangte. Es ist kaum zu hoffen, daß diese Hypothese jemals durch weitere Forschungsarbeit, im Licht von zufällig auftauchender etwaiger Angaben bestätigt oder widerlegt werden kann. Jedenfalls sollte hier im Zusammenhang mit dem Stück beziehungsweise mit dessen eigenartigem "Status" in der Familiensammlung noch eine Bemerkung angebracht werden. Vergleicht man die alten Inventare der Esterházy-Schatzkammer, zum Beispiel aus 1693 oder 1725, mit den neueren Verzeichnissen, vor allem aus der zweiten