Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 17. (Budapest, 1998)

Attila SZEMÁN: Eine Goldschmiedearbeit als besonderes gewerbehistorisches Zeitdokument. Der „Bergmannspokal" der Esterházy-Sammlung

Kopfbedeckung ähnelt ebenfalls sehr der Darstellung auf unserem Pokal. 4. Ein auf einem etwas abfallend auf­gestellten Schlämmherd mit einer Schlämm­schaufel Erz waschender Arbeiter. (Abb. 13.) Er trägt einen Kappenrock und ein Arschleder. Auch diese Gestalt hat keinen Bart, trägt aber eindeutig Männerkleidung. Vor ihr, auch den hinteren Teil des Schlämmherdes verdeckend, steht ein Bot­tich aus Faßdauben. Von der inneren Wand des Gebäudes sind eine Holzsäule und eine Wand aus senkrechten Brettern sichtbar. Obwohl Agricola viele Schlämmherdc zeigt, ist bei ihm kein ge-naues Vorbild zu finden, bei Löchneyß stellt aber eine fast identisch aufgebaute Komposition den Schlämmherd dar. (Abb. 14.) 1 " 5. Ein Probierer sitzt auf einem dreibei­nigen Stühlchen vor einem eckigen Pro­bierofen und führt ein stockartiges Werk­zeug - vermutlich eine kleine Zange - zur oberen halbrunden Öffnung des Ofens. (Abb. 15.) Seine Rechte ruht auf der Tischplatte vor der unteren Ofenöffnung. Aus der Öffnung schlagen Flammen, und an ihrem unteren Rand ragt eine von unten halbrund unterstützte Arbeitsplatte heraus. Die untere Öffnung ist leer, sie dient nur der Luftisoliening unter dem Prüfofen. Hinter seinem Rücken befindet sich vor einer aus eckigen Steinen oder Ziegeln aufgesetzten Mauer ein ähnlicher, aber zylinderförmiger Probierofen. Seine Kleidung besteht aus dolmanartigem Man­tel und Kniehose, sein Kopf ist unbedeckt. Die Gestalt eines Probierers mit in jeder Hinsicht ähnlichen Bewegungen findet sich auf Agricolas Bild 120, (Abb. 16.) Löch­neyß veröffentlicht kein solches Bild, er zeigt nur die Öfen ohne Probierer. Der zylindrische Probierofen im Hintergnmd erscheint auf Agricolas Bild 119. (Abb. 17.) 6. Ein aus Steinen errichteter Schmelz­ofen (Silberhütte) mit zwei Vorfeuerstellen und gesondert auszubauender Brustmau­ening, vor dem ein Hüttenarbeiter eben mit dem Glätthaken den Abstich versieht. (Abb. 18. ) Der Hüttenmann trägt einen Kappen­rock mit aufgerollten Ärmeln und aufge­setzter Kapuze und einem Arschleder um die Hüfte. In der Wand neben dem Ofen ist eine Öffnung mit Deckenwölbung zu sehen. Bei Agricola findet sich nicht genau diese Form, Löchneyß zeigt aber als "Hoherofen" im wesentlichen diese Variante. (Abb. 19. ) 13 Über die getriebenen Abbildungen der Kuppa des Pokals läßt sich eindeutig feststellen, daß sie nach Illustrationen auf Gnind der im 17. Jahrhundert bekannten und benutzten montanistischen Fach­büchern, in erster Linie nach Löchneyß' Werk von 1617 gefertigt wurden. (Unter anderem schließt dies auch die Ansicht aus, die Jahreszahl 1530 auf dem Bügel als Herstellungsjahr des Pokals betrachten zu können.) Die auf der Innenseite des Deckels ein­gravierte Darstellung gibt ein Bergmanns­Glücksrad wieder. (Abb. 24.) Zwischen den vier Speichen des stilisierten Rades steht mit gotischen Buchstaben die Inschrift "Berck / männisch / Glücks / Rath". Zwar läßt sich die Zähnung des Rades nicht er­kennen und finden sich an den Speich­enenden funktionell überhaupt nicht deut­bare Vcrzieningen (Ergänzungsornamente), doch ist aufgnind seiner Maße und sehr weiten Achsöffnung anzunehmen, daß es beim Betrachter den Eindnick des im Bergbau häufig verwendeten Wasserrades zu hervorrufen beabsichtigt. An der linken Seite des Rades klettert ein Bergmann mit Bart und Schnurrbart im Kappenrock mit aufgesetzter Kapuze, Kniehose, Arschleder und Schuhen nach oben. (Abb. 20.) In seiner Rechten trägt er einen Bermannskompaß mit nach oben zeigender Nadel, als lenke er damit "stilgerecht" seine Tatigkeit. Auf der Ein­teilung der in einem Holzbctt eingefaßten Kompaßschcibe ist gut zu erkennen, daß sie mit römischen Zahlen genau einer Stun­deneinteilung folgt, von I bis XII. Das mag bei den frühen Kompassen allgemein gewe-

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