Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 17. (Budapest, 1998)

Attila SZEMÁN: Eine Goldschmiedearbeit als besonderes gewerbehistorisches Zeitdokument. Der „Bergmannspokal" der Esterházy-Sammlung

Arbeitsdetails, die vorangehende Schür­fung, die der Förderung folgende Erzvorbe­handlung und die Ver-hiittung der Erze dar. Sämtliche Darstellungen auf dem Po­kal bilden also eine thematische Einheit. Ein wesentliches Moment, das Erzpochen, fehlt dabei allerdings; vielleicht deshalb, weil nur Erze guter Qualität aus der geöff­neten Grube gefördert werden sollten. Die Erze bester Qualität konnten nämlich, ohne gebrochen zu werden, mittels einfacher Scheiderung aufgearbeitet werden, während bei den schlechteren dieser Arbeitsgang unerläßlich war. Der Goldschmied kannte offensichtlich die Illustrationen in den damaligen Bergbau-Lehrbüchern, das läßt sich eindeutig feststellen. Er hat aber diese Abbildungen keineswegs kopiert, sondern fallweise umkomponiert und auch in ihren Details verändert. Zudem ist nicht nur der Einfluß eines einzigen Werkes zu erkennen, sondern der von zwei verschiedenen "Queüenwerken". Es ist auch anzunehmen, daß er die Abbildungen den damals in Schemnitz verwendeten Methoden an­gepaßt hat, vermutlich mit Hilfe eines Grubenexperten. Die sechs erhabenen Medaillons der Kuppa stellen, vom Schnabel nach rechts voranschreitend, folgende Szenen dar: 1. Die stehende Gestalt eines mit der Wünscheinitc nach Erz suchenden Berg­manns. (Abb. 7.) Mit beiden Händen hält er die Enden des sich teilenden Zweiges, der senkrechten Wünschelrute (also hat er noch kein Erz gefunden). Er ist im Kappenrock mit aufgesetzter spitzer Kapuze, dem Arsch­leder um die Hüfte, Kniehose und Schuhen dargestellt und steht in einer felsigen Land­schaft, die aber auch Vegetation zeigt und in der im Hintergnmd auch Wolken zu erkennen sind. Dieser Erzsucher mit der Wünschelmte ist eine in mehreren Werken vorkommende Figur, so etwa in De re metallica von Georgius Agricola, aber auch später in den Ausgaben von Löch­neyß. 8 Die Bewegung der Figur ähnelt einer der Illustrationen bei Löchneyß. (Abb. 8.) 2. Ein Erzscheider sitzt am Tisch auf einem Schemel. (Abb. 9.) In seiner Rechten hält er einen erhobenen Scheidcfäustcl, mit seiner Linken greift er in den Erzhaufen auf der Scheidebank. Hinter ihm ein Faß mit Reifen, das fürs Scheiden gebraucht wird. Bekleidet ist er mit einem Kappenrock mit herunterhängender Kapuze, um seine Hüfte ein langes Arschleder. Im Hintergnmd ist ein Innenraum mit Bretterwand zu sehen, in dem sich auch der genagelte Dielen­fußboden erkennen läßt. Den Vorgang des Erzscheiders zeigen auch Agricola und Löchneyß. In beiden Fällen sitzen die Ar­beiter auf je einem dreibenigen Stuhl und tragen ihre Arschleder als Schürze vorge­bunden. Der Platz des Fasses zum Sammeln des Erzes macht diese Abbildung aber wiederum einer Komposition von Löchnevß ähnlich. (Abb. 10.) 3. Eine Figur im Vordergnmd einer Berglandschaft wäscht in einem Bottich Erz auf einem nmden Sieb. (Abb. 11.) Die Figur hat ein langes Gewand mit aufgeroll­ten Ärmeln an, auf dem Kopf eine Kopfbe­deckung mit aufgeschlagener hinterer Krempe, ihr Haar ist kurz oder aufgebun­den, eventuell trägt sie ein Tuch unter der Mütze. Obwohl aid" sehr vielen Bergmann­sabbildungen bärtige Männer zu sehen sind, trägt sie weder Bart noch Schnurrbart und ein langes, hemdartiges Obergewand, vielleicht mit Schürze. Deshalb ist es nicht ausgeschlossen, daß es sich um eine Frau handelt. Das Erzwaschen wird auf damali­gen Bergbaudarstellungen häufig von Frauen versehen. Auch wenn gleichzeitig an mehreren Stellen auch Erz waschende Männer abgebildet sind, findet sich schon auf dem Annaberger Altarbild 9 eine Frau bei dieser Arbeit, und später stellt auch Agricola bei dieser Szene eine Frau dar (Abb. 12.) oder erwähnt sie 10 , ebenso bei seiner Komposition des Siebens von Kohlenstaub. Sicher ist, daß auch auf Agricolas Stich die Bergmännin eine Mütze oder Hut mit hinten aufgeschlagener Krempe auf dem Kopf trägt. Die Form der

Next

/
Thumbnails
Contents